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Inszenierung und Musik
Sü-vaal, Paul, Reinhard, drei Mitglieder der Bad Sisters im Interview kurz nachm Live Konzert, 1.5.2002 Siebensternplatz
The Bad Sisters spielen in dieser Formation nur Coverversionen.
Reinhard: „ Wir sind eine reine Partyband. Wir wollen gute Stimmung machen"
Sü-vaal singt seit ihrer Jugend bei Drahdiwaberl
Sü-vaal und Paul treten noch als halbes Quartet auf, wie nett.
Reinhard ist stolzer usw. Besitzer, ein Lokal im Achten, Laudongasse
Sü-vaal: Inszenierung kann alles mögliche heissen. Man kann auch eine Situation versuchen zu inszenieren
Reinhard: Man kann sich selbst inszenieren, oder in Szene setzen. Man kann sich auch auf der Bühne inszenieren
Paul: Man kann auch an Streit inszenieren
Sü-vaal: Das Inszenieren ist das Ich- sein in Wahrheit.
Paul: Das ist absolut das Gegenteil. Man ist nicht selbst ich, man wird inszeniert. Mann glaubt, mann inszeniert, aber mann wird inszeniert
Sü-vaal: Das is ein Schwachsinn. Des is a kompletter Schwachsinn.
Du inszenierst’s des was du wüßt
Paul: Ich werd imma inszeniert.
Sü-vaal: Des is falsch! Des is komplett falsch!
Paul: Ich machs immer so, wie's die andan gern hätten. Des is doch nicht falsch im Showgeschäft. Nur so kommt ma zu was. So wird man groß, reich, berühmt
Sü-vaal: Ich fühle mich nicht als Produkt der Musikindustrie, auch nicht der Medienindustrie. Übahauptnicht. NEVER.
Ich glaub nicht, dass es früher besser war. Die Leute warn viel offener, dass sie was probieren. Jetzt geht s nur mehr darum, ob mas gut verkaufen kann, gute Connects hat. Du brauchst nur irgendwen, der sich drüber traut, der des produziert.
Damals bei Drahdiwaberl hat's niemanden gem, der sich des traut hätt, das zu produzieren. Dann war da Martin Spiegl irgendwann da, a klana Wahnsinniga, und der hat des afoch probiert. So war´s. Der hat´si eben afoch üba Sachn drüba traut, wo sie kana drübatraut hätt. Das war damals was Besonderes und wäre auch heute noch so.Stefan Weber is übahaupt nicht böse, is ein total lieber Mensch. Ich bin auch ein lieber Mensch und lass die Sau raus. Was hat das eine mim andan zu tun?
Reinhard: Das is Inszenierung!
ich zitiere ausm „Rocklexikon“:
sich zu Sau stellen, ähm, zur Schau stellen, protzen mit dem eigenen Sex,...
Sü-vaal: So is es Protzen mit dem eigenen Sex is besser als Sex
Weil viel mehr Menschen dabei sind
Paul: Mir is des eigentlich viel wichtiger, dass der Sound und die ganze Musikalität schön rüberkommt. Des is ma vüh wichtiger als diese Protzerei, dieses große Lichtgehabe,...
Des kost sovü Zeit. Ich will zeigen, wie schön ich meine Gitarre spielen kann.
Mir geht's um die Kunst, und das ist eine Inszenierung.
Ich bin ein Vertreter des Schönen, des Guten, des Lieben
Sü-vaal: Das Publikum is eines der wichtigsten Dinge in Wahrheit.
Weil das, was vom Publikum rüberkommt, is genau des, was du brauchst. Des was zrückkummt. Das Publikum wird teilweise von uns mitinszeniert. Und es freut sich dann, dass es sich selbst inszenieren kann
WAS FÄLLT UNTER INSZENIERUNG?
IST DIE FAMILIE Z. B. EINE INSZENIERTE KONSTELLATION?
Man inszeniert ein Theaterstück, oder Musikstück, oder eine Show. Im Prinzip ist das etwas, was nicht real ist. Man macht eine Show. Aber Familie is doch etwas Reales
Reinhard unterbricht: Wird aber sehr wohl inszeniert, von der Tradition her, es hat so zu sein, Vater ist der Chef, Mutter darf putzen und so weiter, und die Kinder ham sich brav zu verhalten. Das is sehr wohl auch eine Inszenierung. Zwar leider net im Sinn von Theater, wo alles nur Schall und Rauch is, sondan Familie is Realität. Da gibt's leider Inszenierung. Im Theater is ja schee. In da Familie is a Schaß
WIE HILFREICH KANN MUSIKMACHEN FÜR „VERHALTENSAUFFÄLLIGE“ KINDER SEIN?
Sü-vaal: Total. Es ist total befreiend, behaupt ich einmal
Reinhard: Jede Art von Kunst, ob des jetzt Malerei is, oder Musik, oder irgendwas, is sicher was, wost rauskummst, wost des, warums da schlecht geht, ausdrücken kannst, loswerden kannst. Jeder nach seinen Talenten.
I könnt net malen. Außa Wände ausmalen
Sü-vaal: Von der kommerziellen Musiktherapie hab ich keine Ahnung. Aber in Wahrheit hab ich genauso Musiktherapie durchgemacht in meinem Leben, indem ich mit sechzehn zu Drahdiwaberl komman bin. Ganz einfach. Das war für mich lebensbestimmend und in Wahrheit a a Therapie. Ich war 16 Jahre, da Stefan hat mich auf die Schultern geküsst und hat gsagt: „Beim nächsten Auftritt soll ich als Nonne auftreten, in Strapsen“
So hat's begonnen. Nach einem halben Jahr durfte ich singen. So war’s ganz einfach.
Ich bin auf die Bühne geholt worden. Keine Ahnung, was vielleicht aus mir geworden wäre. Das hatma in mein ganzn Leben gholfm, in Wahrheit
WAS WÄR GEWESEN, WENN DU NICHT MUSIK MACHEN HÄTTEST KÖNNEN?
OO. Das hätte schlimm enden können. I wa vielleicht mit meiner ersten großen Liebe, mein Perser, ausgwandat, vaschleiat und hätt 20 Kinder. Stöh da vur!
Sü-vaal lacht. Des warma vielleicht passiert. Eines der wenigen Dinge, die ich meinem Vater danke. I hab damals zu eam gsagt: „I wanda aus, mit mein Perser“
Er: „Bist deppat“? Dann bin i zu Drahdiwaberl kommen.
WAS HAT A DANN GSAGT ?
Beim ersten irgendwie gröberen Auftritt is er mit seine Lehrbuam, was a immer, ins Audi max gekommen und hat gmeint: „Mei Tochter! Meine Tochter! Ja! Und da is da Stefan irgendwie an mir ghängt, hat mi oagschmust, und wir ham LET ME TICKLe YOUR FANcy, oda wos? Mein Vater is imma klana wurn und so im Sessl. Seine ganzn Lehrbuam warn dann meine Fans. Mein Vater hat si’s ganz andas vorgestellt
Jetzt wird’s halbwegs wieder ernst, zum Thema kleinerer, auflagenschwächerer Medien. Sü-vaal: Grad die klanaren san wichtig. Weil sie eben an bestimmte Gruppen herankommen, die wir ansprechen wollen
Paul: Da muss i da Sü-vaal absolut recht geben. Weil die kleinen san vüü wichtiga als die großen Superkonzerne, wo sowieso alles vorgeben is.
Na ?
Von die kleinen geht noch a Energie, a kreative Energie aus
Der Rest is sowieso nur a Masche, die rennt
Reinhard: Dass es kleine Medien gibt, is total wichtig.
Weil es ja zum Glück in unserer Gesellschaft, also net nur bei uns in Österreich, sondan übarall auf der Welt, irrsinnig vüü Interessen gibt.
Die klanan Medien san wichtig, dass das Ganze vielfältiger is. Und nicht nur Kleinformat. Für mich is das Wichtige das Leben, das so viel vaschiedene Facetten hat
Sü-vaal: Inszenierungen hat
Paul: Die Kleinen bringen a vüü öftas Fotos von uns!
(
paul beim donauinslfest c)meins bilda@gmx.at
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anm. ich will die Möglichkeit nutzen und mich quasi hochoffiziell bei der Bücherei im Sechzehnten, Rosa-LuxenburgGasse bedanken. ich bin dorthin und habe gefragt, ob ich einfach nur in Büchern lesen darf, ohne mir was auszuborgen
Nicht nur das war möglich, sondern auch, dass ich im Internet recherchiere
Last but not least danke ich selbstverständlich auch Sü- vaal, Reinhard und Paul
Erst ihr Interview ermöglichte es mir, einen lebendigen Artikel zu schreiben.
veröffentlicht: PERTUSSIS ed04o2 Impressum: gezeit
Zeitung der Fakultätsvertretung Geistes- und Kulturwissenschaften
Medieninhaberin und Herausgeberin: Verein zur Föderung studentischer Medienfreiheit, Universitätscampus AAKH, Spitalgasse 2-4, Hof 1, 1090 Wien die.gezeit@reflex.at
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