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doch es gibt augenblicke im leben, in denen schweigen zur schuld und sprechen zur notwendigkeit wird. oriana fallaci

interview mit hubsi kramer

    "in auschwitz wurde niemand vergast" 60 rechtsradikale lügen und wie man sie widerlegt

linz war die lieblingsstadt hitlers

die frauen der nazis

die weiße rose - inge scholl

„In diesem Sklavenstaat kann man nicht mehr leben!"
Rupert Mayer Leben im Widerstand

Auf der ganzen Welt zu Hause: das Leben und Wandern des Zigeuners Karl Stojka


hallo! willkommen! wir ham wieda eine live-sendung, hier bei uns auf radio orange thema überlebenskünstler, mit einem live-studiogast, hubsi kramar. peter hat irgendwie eine ganz wichtige besprechung. bevor hubsi kramer was sagen will, will er musik hören, eine ganz spezielle, und die kommt jetzt.
(Wagna ovatüre, leida darf i keine musik reinstelln)
-nochmal ein herzliches willkommen, hubsi kramer ist da, hallo hubsi k. hallo - wir redn üba die übalebenskünstler, nachdem du aufda bühne sitzt, erzähl doch einfach mal drauf los.
übalebenskünstler is ein programm, das scho längare zeit läuft, praktisch seit drei jahren, sich aber ständig sehr vaändat, das permanent auf diese realitäten, den wahnsinn des täglichen lebens, die politik usw reagiert.
wir sind zu dritt. es gibt ja lebenskünstler von helmut zilk und ganz berühmten gästen und einem diena hans, der sie bewirtet. und dieses prinzip bringen wir praktisch. also wir ham einen zilk, den Peter Paul Skrepek , der noch bessa is, wie da zilk, was ja kaum möglich is, dann hamm als special gest von ihm, zilk sagt ebm wir wolln doch den östarreichan a freude machn, also ladn wir den adi ein. also ham sie bei dieser sache den adolf, den führer eingladen. in der situation is eben zilk wie immer, also er läßt ihn kaum zu wort kommen. also adi, der doch schon ein gewichtiges wort in der gesammtheit der geschichte der menschheit mitzusprechen, wird aba von zilk permanent dran gehindert und kriegt am schluß dann an tobsuchtsanfall, woa dann alles des sagn kann, wasa sagn will üba den derzeitigen zustand da ostmark.
- wie hat sie das übahaupt ergeben? wie seid ihr drauf kommen? habt ihr da so herumgeblöddlt.?

naja, des tuma zwar imma, aba wir denken auch dazwischn. da thomas gratzer unda bosch ham damals ein crashmusical geschriebm, das heißt nazis im weltall. da hamma gsagt, also jetzt is hitler, der ja in einem space-shuttle um die erde fährt, nicht mehr zurück will, weil er auf haschis is. wurde von göbbels gezwungen, zurückzukehren, weil es wieder zeit is, für ihn, seinen geist und seine kraft für die europäischn werte 1zusetzn. und als solcha bin i damals gelandet. und da hatda thomas kratzer doch die idee ghabt, na es wär doch supa, wenn diesa fänomenale peter paul , der bei drahdiwaberl , des schomal gemacht hat a paar mal diese zilkgeschichte, aba in form diese lebenskünstler, also überlebenskünstler mit den adi hitler. also dieses prinzip was zilk im fernsehn da imma macht, das wir das jetzt den menschen nahe bringen. und so is des entstanden und seither is es halt so gut besucht, ursprünglich wars nur a hetz, wir hamuns mal getroffm, 2x3stundn, und die sache is gestanden. es is imma wundabar, wenn etwas so entsteht.
-willst du das die menschen wirklich darüber nachdenken, oda einfach nur haha lustig und

i war imma a vatreter dieser radikalen "ordensindustrie" und das heißt intelligent unterhaltung. es is für mi imma schrecklich, diese dummen gschichtn, weil i glaub, es gibt a untahaltung, die intelligent sein kann. des trifft si in diesm program. es is sehr lustig, sehr unterhaltsam und gleichzeitg sehr intelligent. es is aba keine moralische anstallt, wir wißn genau, wos lang geht. intressant is, daß sie bei diesm abend quer durch alle lager die leut gut untahaltn und supa finden.
-das is ein wirklich lustiges stück. jow. hab ich auch schon gsehn. du verkleidest dich als hitler auch bei anderen gelegenheiten, seis beim opernball, im ausland. wie is das jetzt rechtlich? im radio mußma si ans medienrecht halten. wie gilt das bei dir mit den rechtn?
-naja, i bin ja künstla und ma weiß ja, das i seit über dreißig jahren im antifaschistischen widerstand bin. dh, als diese regierungsbildung zusammenkommt, eine regierung, die ja keina als solches gewählt hat, sondan die si da selbst hingsetzt hat, warum da klestil (anm. schon tot) net ganz glücklich war drüba, und a großteil da östarreicha a net, und sie jetzt als regierung aufspielt, also a mindaheit jetzt, des wesentliche zastörrt, warum österreich so an wohlstand hat, warum aus den trümmern des faschismus des zweiten weltkriegs erhoben ham, warn die sozialpartnerschaft. und ma siehts jetzt a wieda, dieser weltkonflikt, der si grad anbahnt, der is deswegn eina, weil fundamendalisten links und rechts da an krieg austragen. in wirklichkeit hama nur eine übalebenschance und das is, wenn leute mitananda redn. das hat österreich damals erkannt, hats eingeführt und wir hams zu einem enormen wohlstand gebracht. und wema jetzt wieder zu einem konflikt demokratie zurückkehrt, die ja keine is, also die konsens: i hab recht und die hackla san hackla und die unternehmer solln bestimmen, wos langgeht, dann hama genau diese problematik, das irgendwo extreme geschaffen werden, dann solche dinge, wie das world trade center zerstörrt werden. also indem sinn ist dieser adolf hitler von mir eine spielfigur, eine vorlage für des wies net geht. das heißt, wenn die rechten imma sagn, ja die linken und so, ja die grünen, bringen immer das chaos, ja es is umgekehrt. das chaos ham imma gebracht die rechten, die faschisten. und als diese spielfigur bin i ja gerichtlich anerkannt. dieser prozeß is so ausgegangen, daß ich frei gesprochen wurde, weil da opernball is jetzt laut gericht eine faschingsveranstalltung und hitla isja offensichtlich damals gstorbm. also der schreck, daßi wirklich adolf hitler wäre, der ja nur für die polizei so war, eben es hat sie festgstellt, das war doch nicht adolf hitler, des isa schauspieler und politisch agierender künstler. (augenzeugenberichte und mehr vom 2.3.00 / bericht im tatblatt mit videoausschnitten )
-bist du in letzer instanz freigesprochen?
in dieser sache. aber i habja permanent sachen laufen. a diese geschichte da letztes jahr mitn neuntn novemba reichskristallnacht, (historisches in beitrag 3 und 4) wie wir mit sa uniformen, a kollege und ich die hanni hiob, tochter vom brecht und den zenker mit judensternen vor uns hergetrieben haben, in da kärnterstraße, um drauf aufmerksam zu machen, was die reichskristallnacht eigentlich wirklich war in österreich. vorallem umso schlimmer war das ganze, weil die bundesregierung damals demonstrativ beim heurigen gseßn is. also es is wirklich unwahrscheinlich, kein wort des bedauerns. na! ma setzt sie zum heurigen! vahaftet wurdn aba wir. also ich wieder, weil i ja ein hackenkreuz getragen hab, was bei an sa-man so is. und das darf man nicht. man darf zum heurigen gehn und so tun als hättma damals net a in östareich unter mittäterschaft der österreichischen leute menschen umgebracht. des is vabotn, wema eigentlich dagegen ein sichtbares bild und zeichen setzt. und da hab i no weiter verfahren wiederum laufen.
-was war in frankreich damals?
zwei dinge, der hitlaauftritt beim eiflturm. hitla warja napoleonfan. weil napoleon hat das ja scho vorexerziert, diese zwar scheinbar mit da französichen revolution moralisch die keule vor sich hergetragen. in wirklichkeit hata aba als diktator europa übaschwemmt, auch an moskau gescheitert, also an den "barbaren" sozusagen. und hitler is damals nach paris gfahrn,.., is dirket inden invalidendom zu napoleon um seinen geist aufzusaugen. isa dort a stunde gestanden, über diesem sarkofag napoleons, der gar net drinnen glegn is, also is net genug geist rauskommen, isa a gescheitert in moskau. und dieses hamma nachgemacht
ich als hitla beim eiflturm, wo a net raufkommt da hitla damals, weila kurzatmig war. außadem isda lift net gangen. also es war a ziemlich erbärmliche niedalage für den führa.
und im invalidendom, des isa mitltärisches sperrgebiet, weil es gehörrt den militärs. und da is dann die militäpolizei draufkommen, daß uns eigentlich sofort vahaften müßn, aba da warns spät, weilma dann sofort außahalb da sperrzone warn.
aba da nächste auftritt war dann in nizza
(Indymedia-Zusammenfassung /Demonstranten bewiesen, dass der neoliberalistische Kurs der EU aufzuhalten ist / Privacy Policy, how eva)
bei diesen wahnsinnigen ding da, nach prag vor genua, wo die globalisierungsgegner, was imma ein blödes wort is, wir wollnja ausda globalisierung richtige konsequenzen ziehen. jetzt kamma damit falsch umgehn, und da starke den schwachen no schwächa machen und no ina größares elend führen. und sie dann wundern, wenn dieses elend aufsteht und sagt: wir wehren uns dagegen, und bestimmte formen des widastands in eina neuen form, eina gewaltsamen form, die wirklich kana wü, ausbrechen.nizza, also schengenabkommen des war sehr intressant, daß dieses europa mit den großen maastrich, schengenabkommen, plötzlich die grenzen für europäa sperrt, die einfach protestieren wollen. in nizza war halt dann diese gewalt, woma sieht, wie des gmacht wird, daß die polizei und geheimdienstla mit tränengas und schwersten waffen gegen demonstranten vorgehn. natürlich sind es gewaltsame bilda, und dann:" schauts wie da wiederstand gewaltsam is." was ja dann in genua auf die spitze getrieben worden is. wo i damals gewußt hab, nach genua fahr i sicha net, weil diese gewaltaktionen gesteuat von da polizei, militär und geheimdienst, des hat si klar abgezeichnet, daß das die mittln unsra sogenannten wundabaren führer sind.
- viele menschen, wolln si mim thema nazionalsozialismus garnet auseinanda setzn. die wolln das 1fach nur ignorieren und sagn halt, na damals hama nicht glebt, immawieda das selbe hören, das nervt mich und alles. wie willst du die erreichen?
naja, ich werde sie nicht erreichen, sondan es wird sie des erreichen, wasda nazionalsozialismus war, nämlich da ausdruck des faschismus, dh. da kapitalismus auf die spitze getrieben, und den hamma jetzt, den turbokapitalismus, endet imma im faschismus, dh. um die sozialpartnerschaft zu zerschlagen, das was hitler damals gmacht hat, war auch die gewerkschaften zerschlagen,usw. er hat keine opposition gebraucht, er hat lauter ja-sager gebraucht. ein volk, ein reich, ein führer. und des braucht der kapitalismus zu an bestimmten punkt imma, weil die krise des kapitalismus, seine widersprüche führen immerwieder zu diktatorischen zuständen, weil so a elend entsteht, daß dann irgendwann den leuten, es einfach reicht, weils zwenig zu essen ham, weils ka arbeit ham. und plötlich gibts dann soziale aufstände. und das hatsi damals als nazionalsozialismus, in österreich als austrofaschismus geäußert. und diese zustände werden imma wieda kommen, wenn man nicht vernünftig auf die probleme dieser welt reagiert, sondan mitan hauruck und rachemethode. dann ziehtma die nächsten sogenannten terroristen wieder heran. terrorismus, barbarei, zivilisation, was sind das schon für begriffe? undamit werden die wurzeln für ein noch größeres übel gelegt. also jetzt scheintsja so zu sein, als wärma im 12.jahrhundert.
-wie reagieren deine vawandtn, familie auf deine aktionen?
warum ich imma so "frei" als künstler war, weil meine eltern ganz tolle leute waren. sie haben mir soviel selbstbewußtsein gegeben, daß ein kritischer mensch aus mir werden hat können. der seine energien für außn zur verfügung hat, zum zuschaun, nachdenken was da draußn passiert und mi als künstler darauf reagieren lassen. und des is des was an menschen zum menschen macht. wenn i ständig mit meinen neurosen und psychosen zu tun hätte, die in mir zerstörrarischen kräfte, weil ich nie geliebt wurde, weil i ständig falsch nach liebe suche. mein vater, für den war des imma schwierig, weil der war arzt und war zwar ein opfer, weil er in rußland gwesn is, anda front, als arzt und damals ja 48 stunden durch immerwieder ohne morfium praktisch händ und füß abschneiden mußte, schwerkrank nervlich zurückgekommen is. der hat inan megadelemma gelebt, also dieser alten generation, diese obrigkeit und staatlichkeit, gleichzeitig wara humanist, latein und altgriechisch studiert, als dichter und arzt wara halt woandast. aba das is halt für diese generation a sehr schwierige gschicht gwesn. erzogen gewesen sein in dem untertanengeist, plötzlich freie kinder heranzuziehen, die sie zwar wollten, aba wo eigenes material dagegensteht. wir tragen ja alle dieses material in uns. was uns ja auch so widersprüchlich macht. warums net das böse dort gibt und das gute da. sondan des is alles in uns. der kampf gegen das böse, isja imma nur gegen die eigene problematik in sich gerichtet und wird nach außen projeziert
- sind deine eltern ein bisschen stolz auf dich?
mein vata deswegen net, weila tot is. meine mutta deswegn net, weil sie sehr alt is, sie hat mi imma geliebt, nie vorhaltungen gmacht und hat natürlich imma angst. weil sie doch mitkriegt, daß des was i lebe, net geführt hat zu eina villa in döbling, net zu an audi, oda irgendwas, sondan imma dahinführt, daß i am existensminimum lebe. weil i alle mittel dafür aufwende a mensch zu werden.
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-schauspieler, darsteller werden immer wieder gefragt, ob sie die charaktereigenschaften ihrer rollen annehmen. wie gehts dir nach einem auftritt, wenn du denn hitler spielst?
net gut, wenn i den hitler spiele, kriecht dieses psychotisch monster in mich hinein, weil i mi natürlich mit ihn außananda gsetzt hab. weil ich mit mit diesen grauen des holocaust. intensiv außananda gsetzt hab. des is wie a schamanistischer prozeß. du kannst nicht bestimmte "krankheiten" in dir heilen, wenn du diese krankheit net in angesicht zu angesicht stellst.
-tutda da hitla irgendwie leid?
mir tut die kreatur mensch leid. weil es gibt nicht das opfer und den täter. es gibt einfach dieses wesen mensch, das unter enormen widersprüchen lebt ausda entwicklung, aus dem tierwesen heraus in das spirituelle menschwesen hinein.
-ich würd jetzt gern musik spielen, was hättest denn gern? was willst hören?
schwierig, weil als figur adolf, hör i imma gern wagner, weils uns doch dran ainnat, daß wir dschigiskan übawunden ham. als moderner führer bin i natürlich sehr da östareichischen volksmusik vabunden, da gfalltma scho sehr gut, diese damals von mir gedachte entartete musik, anton firn tirol. je größa da schwachsinn is, desto leichter ises den dingen zu entkommen, inda wirklichkeit. wemma da wirklichkeit entkommen wollen, dann hörma uns entweda wagner oder anton aus tirol an. dann hamma a große chance, daßma so depat san, wiema sind und in ggrrooooßa sichaheit lebm. uns kann nix passiern.
-du hast die qual der wahl. du mußtas einfach nur sagen
du schau, quäll ma uns halt mim anton und übalegma uns was das heißt.
"musik" i bin so schön, i bin so toll, i bin da anton aus tirol
hubsi kramer jodelt mehrmals hallorödio und singt:
wemma schaun, schaun schaun üban zaun zaun zaun in das schöne land tirooool, ja da frein si die leise wird wagner eingeblendet hk:ja, wos is den des? des isja fürchterlich. was is des für a musik?
(wieda wagna)
jow, das war wagner.hast du angst, fürchtest du dich vor gewalttätigkeiten, anschlägen, brutalitäten?

aus irgendan grund hab i keine angst, bisher in diesen dingen. nur was in den letzten tagen passiert, krieg i einfach diese angst, weil so eine manipulation lauft, daß es wahnsinnig schwer is, sich dem entziehen. es wird ein krieg ausgesprochen, vorbereitet. es is wie vorm ersten weltkrieg.
-ihr sprechts diese world trade center tragödie auch direkt in den überlebenskünstlern an. glaubst du nicht, daß die menschen auch hingehn, um zu vageßn? daß sie schon genug von dem ganzen ham? und das gar nicht mehr hören wollen?
wir tuns nur rein in einem ironischen kurzen block, daß wir nicht die aktualitäten ausgrenzen, weil dann kannst a theataprogram nicht mehr machen. wenn für mi theater unaktuell wird, dann is es eigentlich vorbei, dh. für mi is ganz wichtig, warum i weis, i sitzt heute da mit an publikum, mach mit ihnen was gemeinsam. wir hams letztes mal das erste mal gmacht, und es hat dem keinen abbruch getan, weil es war so intelligent serviert, daß die leut verstanden ham, was wir damit meinen. und wir sind keineswegs befürworter, weil gewalt is imma schrecklich, wir dürfen aba nicht vageßn, daß amerika unta andam a in den letzten 10 jahren inzwischen 500 000 (anm. isne halbe million) kinder auf den gewissen hat, im irak, weils dort die wasserversorgung zerstörren, ganz bewußt. man darf diese dinge nicht vergessen. daß die gewalt permanent, auf allen seiten stattfindet, da hat niemand einen trauertag eingeschaltet, oda was imma. was jetzt in new york passiert is, is einfach fürchterlich. das heißt die fragen, die sich uns stellen, werden jetzt neue fragen werden. und da kann man nicht sagen, ja die amis san sowieso imma oarsch, und die islami san a imma oarsch, und die taliban san die größten oarsch. so spütsi des ganze net ab, sondan dazwischen san menschen, zivilbevölkerung, die san imma die leidtragenden. ganz schrecklich, wenn die militärs jetzt die oberhand gewinnen, weil so leut wie da tscheni oda rumsfield kommen ausda nixon administration, also die waren mitmörder inden vietnamkrieg und die ham momentan die leitung dieses dings üba, und des is wahnsinnig gefährlich. aba es scheint so, wemma cnn anschaut, daß in amerika zum glück a besonnene stimmen also gehört werden.
-was denkst du, is da mensch wirklich frei und kann wollen wasa will, oder sind die menschen nur programmiert, konditioniert?
naja, wir sind sehr stark konditioniert, aba wir ham zum glück durch dieses kritische denkhirn a möglichkeit bestimmte dinge mitzuentscheiden. aufgrund meina erfahrung, weil i ja a daoistische, buddhistische sehr stark mit diesen dingen beschäftigt hab. i glaube, daß die eigene freiheit in ana disziplin besteht. um meine leistungen zu bringen, habia unheimliche disziplin und die mi vor allem rettet, weil i dadurch a a distanz hab zu den anderen. weil es wär schrecklich, wenn i 1fach an standpunkt hätte und recht hätte. es san 1fachvasuche die dinge zu begreifen.
-deine daoistische sicht, die hast du schon ein paarmal angesprochen, es is schon möglich, zBkleiner prinz, aba wie kann man hier daoistisch,..
ja schau, des is ja a was die wirtschaft übanommen hat, wir wissen ja, daß die zen buddhistischen bücha inda wirtschaft a hit waren, die wirtschaftskapitäne ham plötzlich meditationstraing gmacht, weil es ganz wichtig is in großen streßsituationen, in schwierigsten entscheidungen ruhig zu bleiben. das heißt du bist umso leistungsfähiger, je mehr ruhe du bei deinen dingen, die du zu machen hast, hast. das tägliche leben ist so komplex, kann so vawirrend sein, so streßhaft sein, wenn du dann net methoden hast, um dich zu beruhigen, dann bist 1fach valoren.
-ein bisschen provokanta gefragt, schwimmst du auf eina modewelle?
eha die modewelle schwimmt auf mir, wenn i ma anschau, was i wann wie gmacht hab, san dinge meistens später gekommen. aba i will das net so sagen, weil es gibt dinge, die liegen in da luft, da is niemand da afinda, oda große guru. sondan, wenn du sendibl bist, wirst du bestimmte dinge aufgreifen, vorfühlen und da kannma si a irrn, und ma is wieda inda sackgasse.
-was is eigentlich für dich schlimma, gefährlicha menschen, die zu ihrer einstellung stehn, egal ob rechts oda so, oda findest du opportonisten schlimmer gefährlicher ?
schau gefährlich, sagma so, i persönlich hab imma vasucht, zu eina art offenheit zu gelangen,extremisten links oda rechts, oda fundamentalisten, was ja a alles extremismus is, menschen, die kan respekt vor irgendeina andan meinung ham, sondan nur glauben, sie ham recht. auch in mir selba, isda fundamentalist gefährlich, wenn i in probleme komme, dann deswegen weil i möglicherweise eine eingeschränkte sicht der ding habe. dieses ringen um diese art offenheit in mir selba, man ertappt sich ja selber dabei wie ma in beziehungen falsch reagiert und plötzlich aggressiv wird, oda afoch an riesnfehla macht, inda erziehung von kindan kommtma in riesenfallen.
(music: sturmbandführamaia, konstantin wecker)
hk´s comment: supa, ja, wahnsinn
-stell dir mal vor, also nur rein hypothetisch, es kommt zu dir eine fee, hehe, und sagt, du hast drei wünsche frei. würd dir das reichen?
na das geht si net aus. i hatte früha große wünsche ghabt, habma die meisten afüllt
- was waren so deine großen wünsche?
zerst reisen, i war in afganistan, anfang 70er, jemen, afrika, meine großen wünsche waren die odyssen, um die menschen kennenzulernen, vaschiedene kulturen. materiel hab i net große wünsche ghabt, weil i kann nur auf an klo sitzten, brauch a kan goldenen klodeckel, bin sehr gerne im wald bei diesen verrichtungen. mir kamma (kann man) schwer durch materiellen dingen eine freude machen. dann hätti imma gern a schiff ghabt, weil i nie in an land sein wollte, keine heimat haben wollte, wo dann imma irgendwelche wahnsinnige aufstehen und mit ihren nationalistischen gelüsten den großteil der bevölkerung, den kleinen mann zerstörren sozusagen. sondan i hätt gern a boot, schiff ghabt und wenns wo depat wären, wär i 30 km raus gfahren und dann zum nächsten land geschippert. da i diese mittln aba nie hab, das geld, bin i halt draufkommen, nachdem was i vawirklicht hab, es is eigentlich schöna ma hat an traum. indem moment, wo du dir an traum vawirklichst, was i a viel gemacht hab, mit meinen liebschaften und so, dann kommt die realität und die is ganz andast als der traum. das heißt du kommst von an gefängnis in das nächste. du befreist die aus an gefängnis, hast an traum und denkst dort möcht i sein, und dort stellst fest, isja wieda a gefängnis. dieser traum mit den schiff, es is so toll mein schiff, es is wirklich das schönste schiff der welt, das meer is am größten, die lända sind am kleinsten, da nationalsozialismus is gar net da, weils keine nationen gibt, weil i unheimlich tolle menschen treff auf mein schiff und wundabare fische, herrliches meer, und dann kann i wieda anlegn. es is wahsinnig schön einen traum zu haben, den ma si nie vawirklicht, weil das a megagefängnis wär.
-du fragst deine darstella immawieda nach ihrer kindheit? und ich frag dich jetzt?
meine kindheit war einfach a traum. i bin geboren nach dem krieg, 48,i hab alles ghabt, wir warn a große familie, i hab lauta gschwista ghabt, i bin da jüngste, was a net schlecht is, ah net imma, weil meine art leistungswahnsinn wahrscheinlich damit zamhängt, daß du als jüngsta di ständig gegen die andan durchsetzen mußt und das spiel spiel i wahrscheinlich weita oft, scheibbs is landschaftlich einfach wasma paradies nennen könnte, wemma gsund is, wemma umanandawetzn kann, es san a dort leiwande menschn. es gibt übaall unangenehme menschen, aba ma hatja füß, ma kann si umdrehn und woandast hingehn,...bis die lehra kommen san; war schlagartig für mich die hölle, i hab von den vielen schulen, wo i drinnen war und rausgflogn bin, von vielleicht hundat lehran, 5 wirkliche menschen ghabt, die gute lehra warn, die warn supa. und wie i wieda befreit war von dem irrenhaus und dem gefängnislagerdasein eines schülers, wars supa, weil reinhardtseminar, filmhochschule, studium in amerika, theata, umanandafliegn um 25 dolla nach kabul, was jetzt sicha vorbei is und irrsinnige leiwande menschen und schöne liebschaften, also was willma mehr? daher hab i soa kraft, rauszugehn aus mir.
-bei probearbeiten bist du irgendwie da hans dampf in allen gassen, so wieda flip von da biena maya, mal bist du da, mal bist du dort und bei den übalebenskünstlern sitzt du ganz ruhig und bewegst dich kaum. war das irgendwie schwierig für dich?
na, des is gar net schwierig, weil im grunde genommen hab i a große sehnsucht, als kind wollt i das schon a tarnkappe ham und irgendwo sitzen und kana siehtmi, i hör und i seh alle. meine hansdampfigkeit, es isja irrsinnig gut, wenni inan stück bin, woi schlafm kann, mi hinsetz, wo sich die leut gut untahaltn,..dort sitz i dort und kann mi ausruhen, weil i hab vorher proben, nachher sitzt i am computer und schreib an stücken. das heißt, i geh dahin und es is wunderbar, i krieg a bißal a geld dafür, es is a wahnsinniges schönes dasein, auf ana bühne zu sitzen im zentrum und nix zu tun und die leut projezieren in dich alles hinein was sie können, und im führa kannst irrsinnig vüh reinprojezieren, vorallem wenn i weinend dort sitz und sich denkt, pfau, der warja a mensch, des is ja eigentlich a mensch gwesn, sowas wie a bestie, des gibts net. aufeinmal san die leut inda kronenzeitung bestien, es is umgekehrt. es san menschen halt mit großen fehlan und kaum bieten sie sich dafür an, zu sagen: des is a bestie, nur um die eigene bestie nicht zu sehen, sitztma dort und liest die kronenzeitung und des is ja a bestie.
-achtest du auf die reaktionen des publikums?
total. ich liebe ja das publikum!
(music: sage nein, konstantin wecker)
ende

andres live-special: la cervesa - oda wie betreib ich ein ganz kleines lokal



"Lüge Nr. 4
     »Hitler war ein genialer Politiker.«
Es ist beinahe müßig, auf diesen immer wiederkehrenden Einwand zu antworten.

Es ist weitaus leichter, eine Politik zu betreiben, die keinerlei Rücksicht - weder auf das eigene Volk, auf Nachbarvölker noch auf ethische Normen - nimmt, als eine Diplomatie zu gestalten, die zumindest versucht, Menschenrecht und Völkerrecht zu achten.
     Als Innenpolitiker hat Hitler Deutschland schon vor Beginn des Krieges in den finanziellen Bankrott geführt. Außenpolitisch gelang es Hitler nie, den Verbündeten seiner Wahl, das „arische England", zu gewinnen. Militärisch stürzte er Deutschland in einen Zweifrontenkrieg und machte gegen das Anraten seiner Generäle den strategischen Fehler, die Hauptstreitmacht nach Südrußland zu werfen, statt mit aller Kraft den Knotenpunkt Moskau erobern zu wollen.
Lüge Nr. 6
     »Hitler war ein kleiner Mann, der sich von ganz unten hochgearbeitet hat.«
Gegen all die Mythen, die sich um Hitlers frühe Armut und seinen Aufstieg ranken, sollte zunächst folgendes eingewendet werden: Hitler stammte aus bescheidenen Verhältnissen, aber nicht aus „einer Arbeiterfamilie, die unter erbärmlichen Umständen hungerte".
Sein Vater Alois hatte es in der Beamtenlaufbahn zum Zollamtsoffizial gebracht. Ein Amt, das er zunächst in Braunau, dann in Linz ausübte. Mit 16 Jahren verließ Hitler ohne Abschluß die Schule. Aus einer Waisenrente und dem elterlichem Erbe bezog er monatlich ca. 80 Kronen
Diese Einkünfte lagen über dem Anfangsgehalt eines Lehrers oder Juristen und erlaubten ihm zunächst ein sorgloses Leben.

Lüge Nr. 9
     »Hitler mochte Kinder.« (anm. mochtn kinda hitla?)
Zunächst scheint es zu den Propagandaelementen einer jeden Diktatur zu gehören, den zum Übervater erhobenen Diktator auch als Kinderfreund darzustellen.
z.B. im Film „Hitler- eine Karriere", werden selbst psychologisch Unerfahrene Hitlers hölzernes und verkrampftes Verhalten im Umgang mit Kindern bemerken.
Lüge Nr. 10
     »Hitler war ein begabter und vorausschauender Ökonom, was die verschwindende Arbeitslosigkeit und der Bau der Autobahnen belegen.«
Es gab in der Tat einen Abbau der Arbeitslosigkeit, der aber, schaut man hinter die Kulissen, bei weitem nicht so dramatisch war, wie uns die heutigen Neonazis vormachen wollen, denn der Hitlerstaat beherrschte alle Taschenspielertricks:
-) So wurden die Frauen „freiwillig" aus der Produktion gedrängt
-) Löhne wurden gekürzt
(die Realbruttolöhne lagen 1937 unterm Stand von 1928, dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise);
-) Betriebsräte und die freie Wahl des Arbeitsplatzes wurden abgeschafft;
-) 1934 mußten alle Industriearbeiter, die vor weniger als drei Jahren aus der Landwirtschaft gekommen waren, wieder dorthin zurück;
-) Arbeitsbeschaffungsprogramme (anm, das funktsjoniert heute noch)
und Arbeitsdienst frisierten die Arbeitslosenstatistiken;
-) 1935 schafft die Rekrutierung von Freiwilligen für die Reichswehr 300.000 Männer vom Arbeitsmarkt; die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 und der 2-jährigen Militärdienstpflicht 1936 tun ein übriges, um „Vollbeschäftigung" zu schaffen.
     Wegen der massiv gestiegenen Arbeitszeit und der gleichzeitig gesenkten Löhne ging es der Masse der Bevölkerung gar nicht so gut. Verschwiegen wird auch zumeist, daß dieser „Aufschwung" auf dem Boden einer völlig unsoliden Finanzierung getätigt wurde.
-) Und es war vor allem die Rüstungsindustrie, welche den Zuwachs zu verzeichnen hatte.
Der Anteil von Rüstungsausgaben am Staatshaushalt stieg von 1932/33 bis 1938/39 von 7,5% auf 60%. Die Produktion von Konsumgütern war 1936 allerdings immer noch auf einem Stand von vor 1914.
-) Große Anteile der Finanzierung wurde durch sogenannte „Mefo-Wechsel" getragen, ein seit 1934 eingesetztes, von Hjalmar Schacht entwickeltes Instrument der verdeckten „Vorfinanzierung" von Rüstungsausgaben (Mefo = Metallurgische Forschungsgesellschaft).
      Die Mefo, de facto eine völlig unterkapitalisierte Scheinfirma, stellte 5-jährige Wechsel aus, die - obschon wertlos - von jeder Bank akzeptiert wurden. So wurden bei den Banken angesammelte Ersparnisse und Vermögen des Volkes in die Kanäle der Rüstungs- und Bauwirtschaft geschleust.
Dazu kamen noch Milliardenbeträge aus ebenfalls wertlosen Reichsanleihen.
Eine Praxis, die darauf vertraute, die enormen Schulden nach 1938 aus den Steuereinnahmen einer gesundeten Volkswirtschaft erbringen zu können.
      Als aber absehbar war, daß die Staatsausgaben nicht gesenkt werden konnten und im Rüstungsbereich sogar noch stiegen, trat 1937 Schacht als Wirtschaftsminister zurück. Auf diese Weise entstand neben der ohnehin von den Nationalsozialisten geschürten Aggression fast schon ein ökonomischer Zwang zum Krieg. Der aufgeblähte Rüstungsetat sollte sich durch Eroberungen finanzieren. Die rücksichtslose Ausbeutung der besetzten Länder während des Zweiten Weltkrieges war ebenso Konsequenz dieser Wirtschaftspolitik wie die Notwendigkeit zur Währungsreform 1948.
Allerdings sind 130.000 Arbeitsplätze bei fast 1,8 Mio. Arbeitslosen im Jahre 1936 auch nicht überzubewerten. Auch heute noch scheinen viele Menschen ein Verbrechen bewußt oder unbewußt zu relativieren, sofern dieses einen direkten oder indirekten Profit verspricht. Daß Hitler auch Gutes getan hat, schafft schließlich noch die psychologische Entlastung gegenüber dem Vorwurf, warum man mitgemacht hat, warum man sich hat „blenden" lassen.
Die Autobahnen sind keine Erfindungen Adolf Hitlers. Die Bezeichnung „Straßen des Führers" ist lediglich eine Wendung der Goebbelschen Propaganda. In nahezu allen Industrieländern der Welt wurden in den Zwanziger Jahren umfangreiche Straßenbaupläne erarbeitet. Als Vorbilder galten die Mailänder „Autostrada" (gebaut 1922-23) und die amerikanischen „Highways".
Der „Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte-Frankfurt-Basel" (Hafraba) legte bereits 1927 einen umfassenden Entwurf für ein Autobahnnetz in Deutschland vor
Lüge Nr. 22
     »Die Engländer sind die Erfinder der KZs.«
Es lassen sich in der Geschichte vieler Nationen gewaltsame Internierungen von potentiellen oder realen Gegnern nachweisen, die oftmals zu grausamen Verbrechen führten. Dennoch ist keines dieser Lager mit den Vernichtungsstätten der Hitlerdiktatur zu vergleichen. Keine Regierung vor Hitler hat sich je die physische Vernichtung von Millionen von Menschen zum Ziel gesetzt.
Die englischen Camps, deren menschenverachtende Funktion unbestritten ist, können nicht mit den nationalsozialistischen KZs verglichen werden. Es handelte sich um Lager, in denen die Menschen zusammengezogen - konzentriert - wurden, um sie unter Kontrolle zu haben. Die Nazis haben deshalb den Begriff „Konzentrationslager" mit absicht gewählt: Die Nazis wollten die Deutschen, die Menschen, die gewaltsam dorthin verfrachtet wurden, und die Weltöffentlichkeit über die wahre Natur der KZs täuschen und sie als reine Umsiedlungslager erscheinen lassen."

zitiert aus
    "in auschwitz wurde niemand vergast" 60 rechtsradikale lügen und wie man sie widerlegt
von markus tiedemann bei omnibus 1998 preisträger: das politische buch ISBN 3-570-20990-3

mit fotos, kopien von dokumenten aufgelockerter text - leider viel zu klein die schriftgröße
"Als im Jahre 1993 Asylbewerberheime brannten und Menschen in Deutschland ermordet wurden, nur weil sie aus anderen Ländern kamen und bei uns leben wollten, stellte ich mir vor, was ich eigentlich eines Tages auf die Frage antworten würde, was ich damals dagegen unternommen hätte. Ich wollte etwas tun." Markus Tiedemann

linz war die lieblingsstadt hitlers, und er plante, seinen lebensabend hier zu vabringen.
albert speer hatte schon mit den obligat gigantomanen entwürfen begonnen, die das stadtbild massiv vaändan sollten, es fehlte aber an baumaterial für die machtarchitektur.
in da nähe von hitlers großdeutschen rententraum liegt in lieblichster umgebung das konzentrationslager mauthausen. schon von weiten erkennt man die kleine frei stehende anlage,..
auf den gegenüba liegenden hügl bauen handwerker ein einfamilienhaus für menschen, deren blick aus dem wohnzimmer direkt auf die todesstiege führen wird.
todesstiege heißt die steile treppe, weil tausende häftlinge hier die lebenskraft verließ, wenn sie die granitbrocken für hitlers traumstadt aus dem steinbruch die 186 stufen hoch schleppen mußten.
in mauthausen starben zw 1938 und 1945 mindestens 103 000 menschen an aschöpfung, krankheit, durch erschießn, giftinjektion ins herz oder ersticken im gas. mare, april/mai 2003

 "Die Reichstagswahlen (September 1930), die der NSDAP in Berlin zum Durchbruch verhelfen sollten, standen vor der Tür. Die Stimmung war dementsprechend aufgeheizt.
Auch an diesem Abend hieß der Redner Dr. Goebbels. Unter dem frenetischen Jubel seiner Anhänger und durch ein Spalier von Braunhemden mit zum Hitlergruß gehobenen Armen, in schwarzer Lederjacke, Reithosen und hohen Stiefeln hinkte er zum Podium.
    Sein Äußeres stand in krassem Widerspruch zu dem in seinen Reden postulierten Ideal eines großen, blonden und blauäugigen Germanenrecken, was ihm im Volksmund den Spottnamen »Schrumpfgermane« eintrug. Auf viele wirkte er unheimlich, viele mieden ihn. Die Zeitgenossen bescheinigten Goebbels eine sowohl abstoßende als auch faszinierende Wirkung.
Unter dem Eindruck der Rede Goebbels' ließ sich Frau Quandt als Mitglied in die NSDAP der Ortsgruppe Berlin-Westend einschreiben, wo man das Interesse dieser bekannten Dame der ersten Gesellschaft geschmeichelt zur Kenntnis nahm. Man beriet sie auch im Hinblick auf Lektüre und Magda vertiefte sich daraufhin in Hitlers »Mein Kampf« sowie Rosenbergs »Mythos des 20. Jahrhunderts«.
Bald wurde sie Leiterin der örtlichen NS-Frauenschaft. Der enge Kontakt mit den einfachen Leuten war jedoch nicht nach Magda Quandts Geschmack. Die Parteibasis sagte ihr nicht zu. Rasch erkannte sie, dass in diesem Metier ihre Fähigkeiten nicht gefragt waren. Magda kehrte den Nationalsozialisten jedoch nicht den Rücken, sondern versuchte es eine Stufe höher und meldete sich in der Hedemannstraise 10, dem damaligen Sitz der Parteileitung, zur freiwilligen Mitarbeit.
    Man teilte sie dem Sekretariat des stellvertretenden Gauleiters zu. Bald lernte sie Goebbels kennen, er schrieb am 7. November 1930 in sein Tagebuch: »Eine schöne Frau mit Namen Quandt macht mir ein neues Privatarchiv.« Die sprachkundige Magda sammelte gewissenhaft alle in- und ausländischen Zeitungsberichte, die über Goebbels erschienen, und pflegte mit ihrem Chef viel versprechenden Gedankenaustausch.
Goebbels vertraute alles seinen Tagebüchern an - sein Gesellschaftsleben, die politischen Ereignisse, die Stationen seiner Karriere und seine zahlreichen Liebschaften.
    Am 5. Dezember 1930 erlebte Magda Quandt ihren verehrten Chef in voller Aktion. Anlass dazu bot die viel beachtete Premiere des ergreifenden Antikriegsfilmes »Im Westen nichts Neues« nach dem Buch von Erich Maria Remarque, der das Tabu vom Heldentod brach und das sinnlose Sterben an der Front verurteilte. Stefan Zweig hat die Situation charakterisiert: »In Deutschland sind die Nationalisten am Verzweifeln. Das Buch von Remarque... Auflage 600 000 in zwölf Wochen, und es geht auf die Million zu - hat sie umgeworfen. Dieses schlichte und wahre Buch hat mehr ausgerichtet als alle pazifistische Propaganda in zehn Jahren...« Remarque entlarvte das falsche Pathos der »Stahlgewitter«, gab es der Lächerlichkeit preis und wurde damit zum Todfeind der Nazis. »Nieder mit dem Sudelfilm«, schrieb Goebbels in der Zeitschrift »Angriff«. Dann bereitete er sich auf die Filmpremiere vor: Er kaufte Karten auf und sprengte - mittels Stinkbomben und weißen Mäusen - die Vorstellung und bedrohte die Zuschauer. Sechs Tage später wurde der Film »wegen Schädigung des deutschen Ansehens« vom Spielplan abgesetzt.
    Vier Wochen später reiste Goebbels bereits in Begleitung Magda Quandts nach Weimar zu einer Parteiversammlung. Dort traf er auch seine erste große Liebe, die begeistert seiner mit antisemitischen Ausfällen gespickten Rede lauschte. Goebbels machte die Damen bekannt. Anka Stahlherm kannte er seit Beginn seines Germanistikstudiunis im Jahre 1918. Damals war er ihr, getreulich wie ein Schatten, von Universität zu Universität gefolgt. Nur um Anka nahe sein zu können, hat er große Entbehrungen auf sich genommen und seine Studien an fünf verschiedenen Hochschulen absolviert. Er schrieb ihr verliebt sentimentale Gedichte und ertrug klaglos ihre Launen. Dass die Mutter seiner Freundin Jüdin war, störte Goebbels nicht.
Anka wiederum nahm den Judenhass von Goebbels als unvermeidlichen Bestandteil seiner Rhetorik gelassen hin. Erstaunlicherweise war der radikale Antisemitismus nicht der Grund für das Ende dieser Jugendliebe. Anka heiratete einen anderen, man blieb herzlich befreundet und als sich das Paar scheiden ließ, hat Goebbels ihr dabei geholfen. »Und ich fühle, wie sehr ich diese Frau geliebt habe und noch liebe!«, vertraute er 1928 seinem Tagebuch an. Erst 1933, als Goebbels bereits Propagandaminister war, ging er etwas auf Distanz.
    Sinneswandel und Widersprüchlichkeit menschlichen Verhaltens zeigen sich in den Beziehungen sowohl der Magda Quandt als auch des Joseph Goebbels zum Judentum, in deren beider Leben Juden eine einschneidende Rolle gespielt haben. Als sie einander 1930 kennen lernten, steckten beide noch in diesen Beziehungen. Magda Quandt bewunderte Chaim Arlosoroff und war voll zionistischer Ideen. Beide erlebten ihre erste große Liebe mit Partnern jüdischer Herkunft.
    Magdas glühender, unkritischer Enthusiasmus für den Nationalsozialismus und ihr Hitlerkult sollten sogar den ihres Verlobten in den Schatten stellen. Dies besagt viel, denn Goebbels hatte bereits 1926 geschrieben: »Adolf Hitler, ich liebe dich, weil du groß und einfach zugleich bist... ich beuge mich dem Größeren, dem politischen Genie...!« Der Wetteifer um die Nähe und Gunst des Idols war auch das Band, das Magda und Goebbels zusammenhielt. Jeder war Hitler auf seine Weise hörig. Und am bitteren Ende ging Magda eher für Hitler als für Goebbels in den Tod.
    Die Schauspielerin und Regisseurin Leni Riefenstahl behauptet in ihren ein halbes Jahrhundert später entstandenen Memoiren, dass Magda Goebbels sie ganz vertraulich über ihre Eheschließung aufgeklärt hätte. »>Ich liebe auch meinen Gatten, aber meine Liebe zu Hitler ist stärker, für ihn wäre ich bereit, mein Leben zu lassen... Erst als mir klar war, dass Hitler, außer Geli, seiner Nichte, deren Tod er nie überwinden wird, keine Frau mehr lieben kann, sondern, wie er immer sagt, nur Deutschland, habe ich in die Ehe mit Dr. Goebbels eingewilligt, weil ich nun dem Führer nahe sein kann.<«
    Im Frühjahr 1932 gab Joseph Goebbels sein Junggesellendomizil in Steglitz auf und zog in Magdas großbürgerliche Wohnung am Reichskanzlerplatz, die zum privaten Hauptquartier für Hitler wurde. So fanden die internen Besprechungen der Partei im Salon der Magda Goebbels statt. Nichts war der unermüdlichen und charmanten, dabei fast ständig schwangeren Gastgeberin zu viel. Sie kochte dem »Führer« seine vegetarischen Speisen und öffnete ihr Heim für Göring, Rohm, Himmler und andere Parteigrößen. »Seit der Vergiftung Röhms [durch Speisen des Berliner Hotels Kaiserhof] war Hitler überzeugt, dass das Personal des Hotels mit Kommunisten durchsetzt war, und sofort hatte sich Magda Goebbels durch die Zubereitung kleiner, vegetarischer Speisen beliebt gemacht, die in Wärmebehältern bereits frühmorgens ins Hotel geschickt wurden...«, schreibt der Auslandspressechef Hanfstaengl in seinen Erinnerungen.
    Am 29. Dezember reiste Goebbels nach Berchtesgaden, Magda sollte zur obligaten Silvesterfeier auf dem Obersalzberg nachkommen. Als sich ihr Zustand rapide verschlechterte, kehrte Goebbels am Neujahrstag 1933 nach Berlin zurück: »0 du Himmel, ich bitte dich, lass sie mir. Ich bin gar nichts mehr ohne sie...«, schrieb er in sein Tagebuch.
Ganz im Sinne des Nationalsozialismus erfüllte Magda ihre Frauenposition, als Mutter an der Seite des Mannes »im Hause zu wirken«. Nur am ersten Muttertag der Diktatur, dem 14. Mai 1933, trat sie an die Öffentlichkeit und hielt eine Rede mit dem Thema: »Die deutsche Mutter.«
»Heute spricht Magda im Radio...«, notierte sich ihr Mann stolz. Danach wurde die »ideale Frau Deutschlands« von einer Journalistin der englischen Zeitung »Daily Mail« aufgesucht, um von ihr Näheres über den Status der Frauen im Nationalsozialismus zu erfahren. Frau Goebbels erklärte, dass die in England verbreiteten Berichte über die Verdrängung der Frauen aus ihren Berufen sehr übertrieben seien. Nur aus drei Berufen sei die deutsche Frau jetzt ausgeschlossen: dem militärischen - wie auf der ganzen Welt -, aus der Regierung und der Rechtspflege. Stehe das deutsche Mädchen vor der Wahl zwischen Heirat und Beruf, dann werde sie stets zur Heirat ermutigt werden, da dies zweifelsfrei das Beste für eine Frau sei. »Ich versuche«, so schloss Frau Goebbels das Interview in unerwarteter Weise, »die deutsche Frau schöner zu machen!«
    Das Zusammenleben der Goebbels verlief anfangs recht gut. »Magda rief >Engelchen< und herein kam der leibhaftige Teufel«, bemerkte Ernst Hanfstaengl, der zu Besuch war, sarkastisch.
Nach Hanfstaengls Schilderung bekam Magda später die Komplexe ihres Mannes zu spüren.
»Nach einer privaten Filmvorführung in seinem Hause rutschte Goebbels aus und wäre fast gestürzt. Magda konnte ihn gerade noch festhalten. Nach dem ersten Schrecken packte er sie am Nacken, zwang sie nieder und zischte mit einem Wahnsinnslachen: >Das hätte dir ja gepasst, als meine Retterin dazustehen.
    Am 1. Mai 1945 war jedoch der Selbstmord des Ehepaars Goebbels beschlossene Sache.
Vergeblich baten Hitlers Sekretärinnen und Liesl Ostertag, Eva Brauns Dienstmädchen, ihnen doch die Kinder anzuvertrauen.
Rochus Misch, der Funker, beschreibt die gespenstische Szenerie: »Es gab ein Drama im Führerbunker, als es hieß: >Die Kinder bleiben hier!< Frauen, Küchenpersonal und Büropersonal kamen alle und bettelten Frau Goebbels auf Knien um die Kinder an. Dann war da noch Hanna Reitsch, die Fliegerin. Die wollte die Kinder aus Berlin herausfliegen. Frau Goebbels lehnte ab.
Dann kam der Tag, an dem Frau Goebbels in meinem Zimmer die Kinder für den Tod zurechtmachte. Sie steckte sie in weiße Kleider und kämmte ihnen die Haare. Goebbels war nicht anwesend. Um ca. 19.30 Uhr gab Goebbels den Auftrag, seinen Körper und den seiner Frau nach ihrem Tod zu verbrennen, davor aber noch durch einen Schuss den sicheren Tod zu gewährleisten.
Um 20.30 Uhr verabschiedete sich das Paar. Goebbels erschoss sich. Magda nahm Gift.
"
zitiert aus  anna maria sigmund die frauen der nazis
© 1998 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München



II Flugblätter der Weißen Rose
Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist.
...die Wirklichkeit aber bietet uns ein völlig anderes Bild: schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten. Schreibt doch Hitler selbst in einer frühen Auflage >seines< Buches (ein Buch, das in dem übelsten Deutsch geschrieben worden ist, das ich je gelesen habe; dennoch ist es von dem Volke der Dichter und Denker zur Bibel erhoben worden): »Man glaubt nicht, wie man ein Volk betrügen muß, um es zu regieren.«
    Jetzt kommt es darauf an, sich gegenseitig wiederzufinden, aufzuklären von Mensch zu Mensch, immer daran zu denken und sich keine Ruhe zu geben, bis auch der Letzte von der äußersten Notwendigkeit seines Kämpfens wider dieses System überzeugt ist
Wenn so eine Welle des Aufruhrs durch das Land geht, wenn >es in der Luft liegt<, wenn viele mitmachen, dann kann in einer letzten, gewaltigen Anstrengung dieses System abgeschüttelt werden. Ein Ende mit Schrecken ist immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende.
      III Flugblätter der Weißen Rose
»Salus publica suprema lex« Alle idealen Staatsformen sind Utopien
Unser heutiger >Staat< aber ist die Diktatur des Bösen. »Das wissen wir schon lange«, höre ich Dich einwenden, »und wir haben es nicht nötig, daß uns dies hier noch einmal vorgehalten wird.« Aber, frage ich Dich, wenn Ihr das wißt, warum regt Ihr Euch nicht, warum duldet Ihr, daß diese Gewalthaber Schritt für Schritt offen und im verborgenen eine Domäne Eures Rechts nach der anderen rauben, bis eines Tages nichts, aber auch gar nichts übrigbleiben wird als ein mechanisiertes Staatsgetriebe, kommandiert von Verbrechern und Säufern?
     Ist Euer Geist schon so sehr der Vergewaltigung unterlegen, daß Ihr vergeßt, daß es nicht nur Euer Recht, sondern Eure sittliche Pflicht ist, dieses System zu beseitigen?
Wir wollen versuchen, ihnen zu zeigen, daß ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems. Der Sinn und das Ziel des passiven Widerstandes ist, den Nationalsozialismus zu Fall zu bringen,... An allen Stellen muß der Nationalsozialismus angegriffen werden,
(anm, das gilt heute noch) an denen er nur angreifbar ist. Ein Ende muß diesem Unstaat möglichst bald bereitet werden - ein Sieg des faschistischen Deutschland in diesem Kriege hätte unabsehbare, fürchterliche Folgen.
    Aristoteles, >Über die Politik«: »...ferner gehört es« (zum Wesen der Tyrannis), »dahin zu streben, daß ja nichts verborgen bleibe, was irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn belauschen,... ferner alle Welt miteinander zu verhetzen und Freunde mit Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter sich.
Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Maßregeln, die Untertanen arm zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Muße haben, Verschwörungen anzustiften...
Und auch beständig Kriege zu erregen, ist der Tyrann geneigt...«
Bitte vervielfältigen und weitergeben!
(anm damals gab´s keine kopiergeräte und nix digitales)
      IV Flugblätter der Weißen Rose
Wer hat die Toten gezählt, Hitler oder Goebbels - wohl keiner von beiden.
Täglich fallen in Rußland Tausende. Die Trauer kehrt ein in die Hütten der Heimat und niemand ist da, der die Tränen der Mütter trocknet, Hitler aber belügt die, deren teuerstes Gut er geraubt und in den sinnlosen Tod getrieben hat. Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge
     Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß die Weiße Rose nicht im Solde einer ausländischen Macht steht. Obgleich wir wissen, daß die nationalsozialistische Macht militärisch gebrochen werden muß, suchen wir eine Erneuerung des schwerverwundeten deutschen Geistes von innen her zu erreichen. Dieser Wiedergeburt muß aber die klare Erkenntnis aller Schuld, die das deutsche Volk auf sich geladen hat, und ein rücksichtsloser Kampf gegen Hitler und seine allzuvielen Helfershelfer, Parteimitglieder, Quislinge usw. vorausgehen.
      Mit aller Brutalität muß die Kluft zwischen dem besseren Teil des Volkes und allem, was mit dem Nationalsozialismus zusammenhängt, aufgerissen werden. Für Hitler und seine Anhänger gibt es auf dieser Erde keine Strafe, die ihren Taten gerecht wäre. Aber aus Liebe zu kommenden Generationen muß nach Beendigung des Krieges ein Exempel statuiert werden, daß niemand auch nur die geringste Lust je verspüren sollte, Ähnliches aufs neue zu versuchen.
     Vergeßt auch nicht die kleinen Schurken dieses Systems, merkt Euch die Namen, auf daß keiner entkomme! Es soll ihnen nicht gelingen, in letzter Minute noch nach diesen Scheußlichkeiten die Fahne zu wechseln und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre!
Zu Ihrer Beruhigung möchten wir noch hinzufügen, daß die Adressen der Leser der Weißen Rose nirgendwo schriftlich niedergelegt sind. Die Adressen sind willkürlich Adreßbüchern entnommen.
Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose läßt Euch keine Ruhe!
Bitte vervielfältigen und weitersenden!
      Das letzte Flugblatt  Kommilitoninnen! Kommilitonen!
Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt. Führer, wir danken dir!
Wollen wir weiter einem Dilettanten das Schicksal unserer Armeen anvertrauen?
Wollen wir den niedrigsten Machtinstinkten einer Parteiclique den Rest unserer deutschen Jugend opfern? Nimmermehr!
     Im Namen des ganzen deutschen Volkes fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit, das kostbarste Gut der Deutschen zurück, um das er uns in der erbärmlichsten Weise betrogen. In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen. HJ, SA und SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht.
Eine Führerauslese, wie sie teuflischer und zugleich bornierter nicht gedacht werden kann, zieht ihre künftigen Parteibonzen auf Ordensburgen zu gottlosen, schamlosen und gewissenlosen Ausbeutern und Mordbuben heran, zur blinden, stupiden Führergefolgschaft.
Gauleiter greifen mit geilen Späßen den Studentinnen an die Ehre. Kampf gegen die Partei!
    Freiheit und Ehre! Zehn lange Jahre haben Hitler und seine Genossen die beiden herrlichen deutschen Worte bis zum Ekel ausgequetscht, abgedroschen, verdreht,
Auch dem dümmsten Deutschen hat das furchtbare Blutbad die Augen geöffnet, das sie im Namen von Freiheit und Ehre der deutschen Nation in ganz Europa angerichtet haben und täglich neu anrichten. Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt zugleich, ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet
das buch bietet zusätzliche infos
    Immer häufiger erschienen in den Zeitungen kurze Nachrichten über Todesurteile, die der Volksgerichtshof über einzelne Menschen verhängt hatte, weil sie sich gegen den Tyrannen ihres Volkes erhoben, und sei es nur in Worten. Heute war es ein Pianist, morgen ein Ingenieur, ein Arbeiter oder der Direktor eines Werkes. Dazwischen Priester, ein Student, oder ein hoher Offizier, wie Udet, der genau in dem Augenblick abstürzte, als er unbequem zu werden begann. Menschen verschwanden lautlos von der Bildfläche, erloschen wie Kerzen im Sturmwind. Und wer nicht lautlos verschwinden konnte, bekam ein Staatsbegräbnis. Ich erinnere mich noch genau an die Beerdigung Rommels. Obwohl es ein offenes Geheimnis war, daß ihn Hitlers Schergen zum Selbstmord gezwungen hatten, war in Ulm alles, was eine braune Uniform besaß, aufgeboten worden, um der Feier beizuwohnen, vom kleinsten Pimpf bis zum ältesten SA-Mann. Und ich entsinne mich noch, wie ich an den Fahnen vorbeischlich, um sie nicht grüßen zu müssen.
    Die letzten Seiten der Zeitungen waren bedeckt mit den Todesanzeigen der Gefallenen, mit den eigentümlichen eisernen Kreuzen. Die Zeitungen sahen aus wie Friedhöfe. Nur die Titelseite vorne hatte einen anderen Charakter. Sie war bestimmt durch unerträglich große Schlagzeilen wie diese: »Haß ist unser Gebet-und der Sieg unser Lohn.«
Die Zeitungen waren verschwiegen und wortkarg, nicht nur wegen der Papierknappheit
Sie verrieten kein Wort von dem Dorfgeistlichen, der ins Gefängnis gebracht wurde, weil er einen erschlagenen Kriegsgefangenen, der in seinem Dorf Zwangsarbeit hatte tun müssen, öffentlich in sein sonntägliches Vaterunser eingeschlossen hatte.
Sie berichteten kein Wort davon, daß täglich nicht nur ein Todesurteil, sondern Dutzende gefällt wurden. Die Wochenschau schaute weiß Gott nicht in die Gefängnisse, die beinahe barsten vor Überfüllung, obwohl ihre Insassen mehr Schatten und Skeletten als menschlichen Körpern glichen.
Sie erwähnte nicht die junge Frau, die nach dem Fliegerangriff mit dem einzigen, was ihr geblieben war im kleinen Reisekoffer, ihrem toten Kind, durch Dresden irrte und einen Friedhof suchte, es zu begraben.
Sie konnte auch nichts von dem einfachen deutschen Soldaten wissen, den plötzlich mitten in Rußland ein Grauen überfiel, als er eine Mutter furchtlos zwischen den Fronten einhergehen sah, entschlossen ihr totes Kind an der Hand nachziehend, von dem sie sich auch bei gütlichstem Zureden nicht zu trennen gedachte.
Die Zeitung hatte auch nicht das fahle Gesicht jenes Häftlings gesehen, der nach der Verbüßung seiner Gefängnisstrafe zuerst strahlend an der Pforte erschien, um seinen Entlassungsschein und seine kleinen Habseligkeiten in Empfang zu nehmen, statt dessen jedoch einen Einweisungsbefehl in ein Konzentrationslager erhielt
Es erschien uns manchmal wie ein Wunder, daß es doch noch Frühling wurde
     Schon kurz nach der Rückkehr von der Ostfront, im November 1942, trafen sich Hans Scholl und Alexander Schmorell mit Falk Harnack, dem Bruder von Arvid Harnack von der Widerstandsorganisation Harnack/Schulze-Boysen, die einem Massaker des Volksgerichtshofs zum Opfer fiel. Bekannt geworden war diese Gruppe unter dem Suchnamen der Gestapo »Rote Kapelle«. Das Treffen der beiden mit Falk Harnack sollte die Verbindung zu einer zentralen Stelle der Widerstandsbewegung in Berlin einleiten. Dabei entwickelte Hans den Plan, an allen deutschen Universitäten illegale studentische Zellen zu errichten, die schlagartig übereinstimmende Flugblattaktionen ausführen sollten. Falk Harnack übernahm es, Hans und Alex am 25. Februar 1943 mit den Brüdern Klaus und Dietrich Bonhoeffer in Berlin zusammenzubringen
Aber Hans war zu diesem Termin schon tot, Alex auf der Flucht.
      Nach dem Tod meiner Geschwister wurden meine Eltern, meine Schwester Elisabeth und ich in >Sippenhaft< genommen. Im Gefängnis, in den endlos sich hinziehenden Stunden des Schmerzes, dachte ich über den Weg von Hans und Sophie nach und versuchte durch das Filter der Trauer hindurch den Sinn ihres Handelns zu begreifen.
     Am zweiten Tag nach ihrer Verhaftung war ihnen klar geworden, daß sie mit dem Todesurteil zu rechnen hatten. Zunächst, bis unter der Last des Beweismaterials alle ihre Verschleierungsversuche sinnlos geworden waren, hatten sie durchaus einen anderen Weg gesehen und gewollt: zu überleben und nach dem Ende der Gewaltherrschaft an einem neuen Leben mitzuwirken
    Noch wenige Wochen zuvor hatte Hans mit Bestimmtheit erklärt - vielleicht angesichts der zahlreichen Todesurteile, die damals gefällt wurden: »Dies muß unter allen Umständen vermieden werden. Wir müssen leben, um nachher da zu sein, weil man uns braucht. Gefängnis und KZ - meinetwegen. Das kann man überstehen. Aber nicht das Leben riskieren.«
Nun aber hatte sich die Situation jäh geändert. Nun gab es kein Zurück mehr. Jetzt war nur noch eines möglich: mit Umsicht und Nüchternheit dafür zu sorgen, daß möglichst wenig andere hineingezogen wurden. Und mit aller Deutlichkeit noch einmal zu verkörpern, was man hatte verteidigen und hochhalten wollen: den unabhängigen, freien, vom Geist geprägten Menschen...
Es herrschte zwischen ihnen, obwohl sie keine Verbindung miteinander hatten, ein starkes Einvernehmen: alle >Schuld<, alles, alles auf sich zu nehmen, um die anderen zu entlasten
     Dann aber folgten wieder schwere Stunden, die Sorge um die Freunde, der Schmerz, den Angehörigen solchen Abschied zumuten zu müssen. Schließlich kam der letzte Morgen
Hans trug seinem Zellengenossen noch Grüße an die Eltern auf. Dann gab er ihm die Hand, gütig und beinahe feierlich: »Wir wollen uns jetzt verabschieden, solange wir noch allein sind.«
Darauf drehte er sich stumm zur Wand und schrieb etwas an die weiße Gefängnismauer.
Eine große Stille war in der Zelle. Kaum hatte er den Bleistift aus der Hand gelegt, rasselten die Schlüssel, und die Wachtmeister kamen, legten ihm Fesseln an und führten ihn zur Gerichtsverhandlung. Zurück blieben die Worte an der weißen Wand, Goetheworte, die sein Vater oft bei nachdenklichem Auf- und Abgehen vor sich hingemurmelt hatte, und über deren Pathos Hans hatte manchmal lächeln müssen: »Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten.«
(
anm während andre kinda gshlagn wurdn)
     »Wenn mein Bruder zum Tode verurteilt wird, so darf ich keine mildere Strafe bekommen, denn ich bin genauso schuldig wie er«, erklärte Sophie ihm gelassen.
»So ein herrlicher, sonniger Tag, und ich soll gehen. Aber wieviele müssen heutzutage auf den Schlachtfeldern sterben, wieviel junges, hoffnungsvolles Leben... Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden
Als Sophie nach ihrer letzten Nacht geweckt wird, erzählt sie, noch auf ihrem Lager sitzend, ihren Traum: »Ich trug an einem sonnigen Tag ein Kind in langem weißen Kleid zur Taufe
Der Weg zur Kirche führte einen steilen Berg hinauf. Aber fest und sicher trug ich das Kind in meinen Armen. Da plötzlich war vor mir eine Gletscherspalte. Ich hatte gerade noch soviel Zeit, das Kind sicher auf der anderen Seite niederzulegen - dann stürzte ich in die Tiefe.«

inge scholl die weiße rose   S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt/Main 1982
Weiße-Rose-Stiftung        Deutsches Historisches Museum       wikipedia       aufsatz von Hanka Kämpf


Dutzende Hilfesuchender gingen täglich bei ihm ein und aus. Nachts stellte er sich das Telefon neben sein Bett; immer auf dem Sprung, zu helfen. „Jeden Morgen ging Pater Mayer nach seiner heiligen Messe in den Beichtstuhl bis halb acht Uhr", erinnert sich Käthe Stellner. „Saß er dann beim Frühstück, kam es vor, daß er bis zu siebenmal wieder zur Beichte abgerufen wurde. Täglich konnte ich dabei beobachten, daß es ihm gerade eine Selbstverständlichkeit war, alles liegen und stehen zu lassen und dem Ruf augenblicklich Folge zu leisten."
     Über die schlaflosen Nächte, die ihm sein schmerzender Beinstumpf bescherte, verlor er fast nie ein Wort. Zusätzliche Qualen stand er aus, wenn er im Winter schon um vier Uhr früh bei Schnee und Glatteis unterwegs war, um in Krankenhäusern die Messe zu feiern. Einmal glitt er so unglücklich aus, daß er aus eigener Kraft nicht wieder vom Boden aufstehen konnte. Er mußte eine ganze Weile warten, bis zufällig ein Straßenkehrer vorbeikam und dem Gestürzten aufhalf. Typisch für Pater Mayer, daß er diese Geschichte wie einen köstlichen Witz erzählte, hatte ihn der gute Mann doch zuerst für einen bezechten Spätheimkehrer gehalten.
Und als man ihn bemitleidete, weil er bei einem Hausbesuch die sehr steil gebauten Treppen bis in das vierte Stockwerk hinauf zu bewältigen hatte, sagte er nur lachend: „Hinauf ist's anstrengender, herunter gefährlicher."
     Sein kleines Arbeitszimmer gleich neben der Münchner Michaelskirche wurde zur Drehscheibe einer unkonventionellen Sozialarbeit: Brotgutscheine, Kohlenlieferungen, Jobvermittlung, zahllose hartnäckige Telefonate mit den Behörden. Immer wieder machte er Schulden, um beim Bäk-kermeister oder in den Wirtschaften Brot und Mittagessen für die ganz Verarmten bezahlen zu können.
Eine Zeitungsreportage aus späterer Zeit - 1936 - illustriert diese Aktivitäten mit einem erschütternden Einzelschicksal:„Ein Mann, fertiger Ingenieur - der Krieg hat ihm seinen ,Doktor' unterbrochen - kommt nach dem Friedensschluß aus dem Lazarett. Gesund und arbeitsfroh - auf das Bein, das man ihm abgenommen, will er gerne vergessen. Er ist nicht wählerisch, er nimmt eine Stellung als Kaufmann an. Heiratet, verdient, lebt. Wie eine schwarze Wolke schiebt sich das Gespenst der Geschäftskrise über sein junges Glück. Sein Unternehmen verkracht - er ist arbeitslos. Die ersparten Groschen entwerten, er kann keine Arbeit finden, der Hausrat wandert allmählich zum Trödler, und was noch bleibt, ist schließlich verpfändet. Die Mutter erkrankt am Nervenfieber, ein Kind stirbt, das andere kränkelt
Und derweilen dreht die Inflation ihren Veitstanz. Die gerichtlich bestätigte Ausmietung ist da, alle angerufenen Stellen versagen. Knapp vor dem freiwillig gewählten Ende kommt ein bescheidener Mann im Priesterrock. Und unter seinen Händen glätten sich die Wogen. Unumstößlich erscheinende Beschlüsse werden plötzlich unnötig, eine kostenlose Heilstätte tut sich auf, eine Arbeitsgelegenheit wird frei."
      „Es wäre ein leichtes, Hunderte dieser Geschichten zu erzählen. Sie spielen alle gleich: Not, Verzweiflung, und dann der Mann im schwarzen Ordenskleid. Die Leute berichten alle ähnlich und nennen ihn nur den ,rettenden Engel'.
In einer Zeit, in der ein Viertel der Münchner Bevölkerung die städtische Fürsorge in Anspruch nehmen mußte und 13 Prozent der Volksschüler nachweislich unterernährt waren, als Lebensmittel, Holz und Kohlen ebenso fehlten wie Wohnungen und Arbeitsplätze, in einer solchen Zeit hatte der Priester Rupert Mayer auch eine soziale Botschaft zu verkünden:
„Es ist ein ganz falscher Standpunkt, wenn man meint, man habe sich nur um die Seele der Armen und Verbitterten zu kümmern und die materielle Hilfe ginge uns nichts an."
     Einen „fortgesetzten Diebstahl" nannte er es, wenn manche Christen ihr Geld sinnlos vergeudeten, während um sie herum Not und Elend herrschten. „Der Moralgrundsatz, daß man nur vorn Überfluß geben müsse, gilt heute nicht mehr!" stellte er auf dem Katholikentag 1931 in Nürnberg fest. Den damals besonders vehement erhobenen Vorwurf, die Priester seien Kapitalistenknechte, hörte Rupert Mayer gar nicht gern. Schließlich stammten die allermeisten Priester aus den unteren und mittleren Volksschichten, hielt er dagegen. Und dem Volk blieben sie schon deshalb treu, weil sie genau wüßten, „daß die sogenannten oberen Zehntausend die Kirchenbänke nicht sehr strapazieren". „Man sollte sich immer die Hände waschen, wenn man mit Geld zu tun hat", stellte er lakonisch fest, warnte vor der korrumpierenden Macht des Geldes, protestierte bei Ämtern und Behörden lautstark, wenn ihm irgendwo eine diskriminierende Behandlung verschüchterter Habenichtse hinterbracht worden war - und manchmal ging er bei einem Armenbegräbnis demonstrativ im feinen Gehrock und mit Zylinder mit,....
     „Im Gefängnis kann ich mich prächtig erholen"
Am 10. Juni 1937 wurde der 61jährige in das Gefängnis München-Stadelheim eingeliefert, wo die sogenannten politischen Kriminellen aus ganz Bayern einsaßen: Sozialdemokraten, Kommunisten und Christen. „Das freute mich, da ich schon lange gern den Zeiserlwagen von innen mir angeschaut hätte", notierte Pater Mayer lakonisch („Zeiserlwagen" nennt man in Bayern die „Grüne Minna")
Nach Hause schrieb er in einer Mischung aus Galgenhumor und Lebenskunst:
„Liebe Mutter! Ich danke Dir herzlich für Deine teilnehmenden Zeilen. Mach Dir nur keine Sorgen. Ich bin hier sehr gut aufgehoben. Ich kann mich prächtig erholen. Jeden Tag gehe ich 30 bis 40 Minuten im Zirkel des Zirkus spazieren - in einem Abstand von 3 bis 4 Schritten. Das bekommt mir ganz gut. Ich bin froh, daß ich mir im Laufe der Jahre so ziemlich alle Bequemlichkeiten des Lebens abgewöhnt habe." Natürlich war der Gefängnisalltag für den Häftling Mayer genauso trist und entnervend und die Ungewisse Zukunft genauso bedrohlich wie für alle anderen auch.
      „Was mir draußen jahrelang unmöglich war, das erreichte ich hier. Ich konnte ein geordnetes geistliches Leben führen und nach Herzenslust studieren. Nach beidem hatte ich mich schon so lange gesehnt ..." Dem Priester entging freilich auch nicht, daß Stadelheim für manchen Mithäftling zur Endstation wurde. Beim frühmorgendlichen Gang in die Gefängniskirche habe er schon die schwarzen Tücher um das Schafott herum gesehen, erinnert er sich an diese Hinrichtungstage
      „Ich hörte von meiner Zelle aus die Verlesung des Todesurteils, dann das Armsünderglöcklein mit seinem schrillen Ton und nach umfassenden Urteilsbegründung, „waren geeignet, in den den Worten des Angeklagten blind vertrauenden Zuhörern nicht nur Unruhe und inneren Widerstreit hervorzurufen, sondern darüber hinaus das Vertrauen zum Staate und zur staatlichen Rechtsordnung in der schwersten Weise zu erschüttern, und zwar weit über das religiössittliche Gebiet hinaus."
Dabei bewies das Gericht immer noch eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Regime, indem es den Haftbefehl aufhob, da aufgrund der beruhigenden Erklärungen Mayers eine Wiederholungsgefahr nicht anzunehmen sei.
Das Schandurteil gegen Rupert Mayer wurde nach dem Krieg nie annulliert. Der Ankläger aber, der ihm staatsfeindliche Hetze vorgeworfen hatte, starb 1959 als ehrengeachteter Präsident des Amtsgerichts München und Vorsitzender des Deutschen Richterbundes. Sein Vorgesetzter, der die Anklageschrift gegen Mayer unterschrieben hatte, avancierte nach dem Krieg ebenso glatt zum Präsidenten des Oberlandesgerichts München.
     Strafgefangener Nr. 9469 beim Tütenkleben
Nun mußte Pater Mayer seine zunächst ausgesetzte Strafe verbüßen, im Gefängnis Landsberg in Schwaben, wo Hitler 1923/24 nach seinem fehlgeschlagenen Putsch eingesessen war und die „Bibel" der braunen Bewegung, „Mein Kampf", geschrieben hatte. In München-Stadelheim sei es ihm zu gut gegangen, mit dieser Begründung hatte die Gestapo bei der Staatsanwaltschaft den Anstaltswechsel durchgesetzt. Habe er dort doch die Erlaubnis zum Zelebrieren der Messe gehabt und außerdem noch einen Wärter, der seiner Männerkongregation angehöre!
     In den ersten Wochen war der Strafgefangene Nummer 9469 in einer Zelle untergebracht, die ein aufklappbares Bettgestell aus Eisen mit einer seegrasgefüllten Matratze enthielt, ein Wandbrett und ein Sitzbrett - mit etwas Phantasie konnte man darin Tisch und Stuhl erkennen -, ein winziges Bücherregal, einen Klosettkübel, Waschschüssel und Kochgeschirr aus Blech und ein schlichtes Holzkreuz
Später wurde er in eine etwas komfortabler - mit Spülklosett und einem richtigen Stuhl - möblierte Zelle im Zentralbau verlegt und schließlich auf Anweisung des Arztes in die Invalidenabteilung.
     Der Häftling Mayer hatte sich mit Tütenkleben zu beschäftigen - die einzelnen Papierstückchen mußten mit Kleister und einem Holzstäbchen zusammengefügt werden-, und der stets so gewissenhafte Priester litt schwer darunter, daß er diese ungewohnte Arbeit - die ihm der Aufseher lediglich zweimal hastig vorgemacht hatte - nicht im vorgeschriebenen Tempo schaffte
„Alles kann ich, reiten, schwimmen, fechten, aber das kann ich einfach nicht!" gestand er dem Anstaltspfarrer, verzweifelt mit den widerspenstigen Papierfetzen herumfuchtelnd. „Und dabei werde ich dann vom Aufseher geschimpft, weil ich am Abend nicht so viel fertig habe, als ich abliefern sollte!" Kein Wunder beim hilflosen Zustand des Kriegsinvaliden, für dessen amputiertes Bein das schmale Sitzbrett ein wahres Folterinstrument darstellte, wie der Gefängnisgeistliche Karl Morgenschweis zu berichten weiß:
     „Er sollte auf ihm ja gleichzeitig auch so sitzen, daß er die Arbeit vor sich auf dem Tische machen konnte. Aber er mußte dann eben das Bein, das in der Mitte des Oberschenkels amputiert war, hinabhängen lassen, was ihm große Schmerzen am Ende des Stumpfes bereitete. Darum saß er oft so am Tische, daß der Beinstumpf auf dem Sitzbrett lag. Er konnte dann nur in halbseitig gedrehter Haltung am Tisch arbeiten. Wenn er aufstehen mußte, um sich etwas zu holen, zum Beispiel ein Buch oder die Kostschüssel aus dem Regal, mußte er das immer hüpfend auf einem Bein machen und riskierte dabei immer auf den Boden zu stürzen. Sehr schwer fiel ihm wegen seines Beines das Reinigen des Eßgeschirres und vor allem das Aufwischen seiner Zelle mit Wassereimer und Putzlumpen." Von den paar Büchern, die man ihm später in der Invalidenabteilung erlaubte, hatte er nicht viel, weil er - ausgesuchte Schikane - keinen Bleistift bekam. So mußte er auf die gewohnten Notizen für spätere Predigten verzichten und begann stattdessen das Auswendiglernen der wichtigsten Stichpunkte zu trainieren.
     Und doch blieb dieser von Schmerzen geplagte und um die Zukunft Deutschlands und seiner Mitchristen bangende Häftling in seiner Isolierzelle gelassen und beherrscht. „Er hat niemals darüber geklagt, daß man ihn ungerecht verurteilt habe", hält der Anstaltspfarrer fest, „wenn er auch immer gegen das Urteil protestierte"
Pater Mayer selbst hat seinem Provinzial in einem Brief, der allerdings keine Gnade vor der Gefängniszensur fand, seine innere Verfassung geschildert:
„Das eine scheint mir wichtig: Ich würde alles Zug um Zug wieder so machen, wie ich es getan habe. Und jetzt bin ich viel lieber im Gefängnis als draußen unter Einhaltung des Redeverbotes. Ich bin seitdem wie von einem Gewissensdruck befreit. Und darum lassen Sie bitte ja den Warmuth kein Gnadengesuch machen um Abkürzung der Haft. Viel lieber halte ich mich hier im Gefängnis möglichst lange auf, als daß ich sobald wieder in Polizeihaft komme. Denn da ich das Redeverbot nicht halten werde, muß ich ja wieder in Haft kommen, wenn auch das ganze Leben im Wittelsbacher Palais angenehmer ist, so fehlt doch dort jede religiöse Erbauung ... Die Gottesdienste sind sehr schön."
     Auch mit einem zweiten Brief an den Provinzial hatte der Häftling kein Glück. Er wurde „wegen" Mißbrauchs der Schreiberlaubnis" konfisziert. Rupert Mayer hatte erneut gebeten, sich auf keine Kompromisse in der Frage der Predigterlaubnis einzulassen:
„Ich weiß wohl, was mir droht, wenn ich hier herauskomme; aber im Gefängnis leben ist mir viel lieber als auch nur den Anschein erwecken: Man füge sich dem behördlichen Redeverbot."
„Das eine kann ich ruhig sagen: Langweilig war mein Leben nicht."
      Überraschend wurde Rupert Mayer vier Monate nach seiner Verhaftung, am 3. Mai 1938, im Rahmen einer Amnestie freigelassen,- Hitler wollte mit diesem ungewohnten Akt der Barmherzigkeit den „Anschluß" seiner österreichischen Heimat an das Deutsche Reich feiern.
„In diesem Sklavenstaat kann man nicht mehr leben!"
Der nächste Konflikt mit der Gestapo war bereits vorprogrammiert. Man wollte von ihm die Namen von Mitgliedern einer patriotisch-königstreuen Bewegung wissen, die zu ihm gekommen waren, um ihn für ihre Sache zu gewinnen. Pater Mayer hatte die Herren zwar sofort abgewiesen. Die Namen wollte er aber nicht preisgeben. „Man war sehr höflich zu mir", berichtet Mayer von dieser neuerlichen Vernehmung, „auch als ich sagte, daß ich darüber jede Auskunft verweigere; ich würde niemals die Namen nennen, auch wenn sie mich gleich verhaften; dazu hatte ich gleich mein Köfferchen mitgebracht. Oder wenn Sie mich erschießen - damit tun Sie mir den größten Dienst, weil man in diesem Sklavenstaat nicht mehr leben kann."
     Ergebnis: am 3. November 1939 erneute Verhaftung. Offiziell begründete die Gestapo ihre Maßnahme damit, Pater Mayer habe sich geweigert, eine Liste mit den Namen der im Heeresdienst stehenden Theologen auszuliefern (Mayer besaß diese Liste gar nicht, beharrte aber darauf, daß es nicht seine Sache sei, ein solches Papier der Gestapo in die Hand zu geben). Der eigentliche Grund dürfte aber sein hartnäckiges Schweigen über die Monarchisten gewesen sein, die ihn - ganz erfolglos - aufgesucht hatten. Vergeblich beriefen sich Rupert Mayer und Kardinal Faulhaber auf das vom Reichskonkordat geschützte Schweigerecht eines Priesters in seelsorglichen Angelegenheiten.
     Mayer hat festgehalten, was er damals ausgesagt hat: „Die Menschen kämen zu mir, weil sie wissen, daß das, was sie mir anvertrauen, unter allen Umständen geheim bleibt. Es wäre zweifellos ein großer Vertrauensbruch, wenn ich von dem, was mir als Priester und Seelsorger im strengsten Vertrauen mitgeteilt wird, anderen und ausgerechnet der Gestapo gegenüber Gebrauch machen würde." Doch solche Erläuterungen waren natürlich sinnlos. Rupert Mayer wurde wegen „Unbotmäßigkeit" und „Unterstützung staatsfeindlicher Bestrebungen", wie es hieß, inhaftiert
Über seine erste Vernehmung durch einen Regierungsassessor im Gestapo-Hauptquartier notierte er:
„Ich betonte, daß ich keinerlei Mitteilung machen würde, auch nicht, wenn sie mich an die Wand stellen. Ich gab ihm zu bedenken, daß die Leute an mir als Priester irre werden müßten, wenn ich das, was die Menschen mir als Seelsorger unter dem Siegel der Verschwiegenheit sagen, der Gestapo mitteilen würde, und so die Menschen ins größte Elend brächte. Nach dem bürgerlichen Gesetzbuch brauche darum der Seelsorger nichts vor dem Gericht auszusagen, was ihm in Ausübung seines Berufes mitgeteilt würde. Dazu bemerkte der Assessor, das gelte jetzt nicht mehr, das sei hinfällig. Ich wolle scheint's mit Gewalt Märtyrer werden."
Noch in dieser bedrohlichen Situation hatte Rupert Mayer die Nerven, die Herren über sein irdisches Schicksal mit boshaften Bemerkungen zu verärgern. Über seine Beobachtungen im Vorzimmer des Vernehmungsraums erzählt er selbst:
„Es kamen allerhand Leute herein. Fast alle machten einen sehr verängstigten Eindruck, stießen mit dem Deutschen Gruß ihr ,Heil Hitler!' heraus und fragten zähneklappernd vor Angst nach dem Zimmer, wohin sie gehen müßten. Als ich diesem Treiben längere Zeit zugeschaut hatte, fragte ich den Beamten, ob er glaube, daß man mit dieser Angst und Furcht aufrechte deutsche Männer erziehen könne. Wie ich erwart habe, bekam ich keine Antwort."
Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, ordnete bald darauf „Schutzhaft" für die Dauer des Krieges an. Man begründete den Befehl dem Münchner Ordinariat gegenüber so: „Da nicht damit zu rechnen ist, daß Pater Mayer von seinem Standpunkt abgeht, was vom katholischen Standpunkt aus erklärlich ist, andererseits aber der Staat ein Interesse daran hat, Illegalitäten zu verhindern und Mörder nicht bei Geistlichen Deckung finden zu lassen, wird zur Vermeidung weiterer solcher Konflikte verfügt, daß Pater Mayer für die Dauer des Krieges in Isolierungshaft zu nehmen ist."
Von da an war Pater Mayer verschollen.
Alle Nachforschungen seiner Mutter und seiner Mitbrüder blieben vergeblich - bis nach zwei Monaten endlich in München bekannt wurde, wo man den Pater hingebracht hatte: nach Sachsenhausen bei Oranienburg, ins Konzentrationslager.
      Dort im KZ hatte man Order gegeben, den Namen des Häftlings Mayer in die normale Kartei nicht einzutragen. Rupert Mayer bekam das durch Zufall mit und konnte sich nicht erklären, was das bedeuten solle; „vielleicht daß man mich zu gegebener Zeit leichter verschwinden lassen könnte?"
Am 23. Dezember 1939 war der Jesuitenpater im Gefängnis des Konzentrationslagers angekommen. Obwohl der Invalide gewisse Hafterleichterungen erhielt, machten ihm die strenge Isolierung und die höllischen Schmerzen an seinem Beinstumpf schwer zu schaffen. Waschen mußte er sich im großen Waschhaus ganz allein, entweder vor oder nach den anderen Häftlingen; auch an die frische Luft ließ man ihn nur allein, mit der strengen Weisung, nicht einmal mit dem Wachtposten zu sprechen,
      „Es ist schon furchtbar", gestand er in Ettal, „daß man wünschen muß, daß wir den Krieg verlieren." Die Nazis seien nur hochgekommen, weil die Menschen nicht mehr nach der alten Philosophie mit ihrem kristallklaren Denken geformt seien. „Nur weil die Menschen keine gültigen Maßstäbe mehr haben, weder im Denken noch im Tun, weil sie Wetterfahnen geworden sind, konnte dieser Irrtum triumphieren." Deshalb müsse die nötige gesellschaftliche Neuordnung auch in erster Linie in einer „Herzenserneuerung" bestehen, in einer Abkehr vom Diesseitskult und einer „herzhaften Rückkehr" zu Gott.
gekürzte Zeittafel zu Rupert Mayer
1936 Erste Verwarnung durch die Staatsanwaltschaft
7. 4. 1937       Redeverbot für das gesamte Reichsgebiet
5. 6. 1937      Verhaftung durch die Gestapo
22.723. 7. 1937       Verhandlung vor dem Sondergericht München. Rupert Mayer wird wegen „Kanzelmißbrauchs" und Vergehens gegen das „Heimtückegesetz" zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Aufhebung des Haftbefehls
5. 1. 1938      Erneute Verhaftung wegen Verstoßes gegen das Predigtverbot
17. 1. 1938      Einlieferung in das Gefängnis Landsberg
                  Vollstreckung der im Juli 1937 verhängten Strafe
3. 5. 1938       Vorzeitige Entlassung im Rahmen der „Österreich-Amnestie"
3. 11. 1939      Dritte Verhaftung wegen Wahrung des Seelsorgegeheimnisses
                        Einlieferung in das Münchner Gestapo-Gefängnis
23. 12. 1939      Überführung in das KZ Sachsenhausen
7. 8. 1940       Hausarrest in der Abtei Ettal
11.5.1945      Rückkehr nach München, Wiederaufnahme der Seelsorgstätigkeit
1.11. 1945      Während der Predigt in St. Michael erleidet Rupert Mayer einen Gehirnschlag
                  er stirbt in der Klinik Josefinum
26. 6. 1950       Eröffung des Informativprozesses für die Seligsprechung in München
20. 7. 1960      Papst Johannes XXIII. eröffnet das offizielle Seligsprechungsverfahren
8. 2. 1983       Plenarsitzung der Kardinalskongregation für die Selig- und Heiligsprechungen mit dem einstimmigen Urteil, Pater Mayer habe die menschlichen und christlichen Tugenden in hervorragendem Maß gelebt (wichtigste Voraussetzung für eine Seligsprechung)
Rund 300000 Menschen haben sich seit 1972 in die im Bürgersaal aufliegenden Listen mit der Bitte um die Seligsprechung eingetragen
3. 5. 1987       Johannes Paul II. spricht Pater Rupert Mayer im Münchner Olympiastadion selig

zitiert aus: christian feldmann die wahrheit muß gesagt werden
Rupert Mayer Leben im Widerstand © Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1987
             wikipedia


und es gibt immer einen Horizont, zu dem es einen hinzieht
.
Ich bin in einem Zigeunerwagen geboren (in Wampersdorf, nahe bei Baden bei Wien), an einem Bachufer, an dem damals sechs Zigeunerwagen standen. Ich bin ohne die Hilfe eines Arztes auf die Welt gekommen, die Mutter und die anderen Frauen wußten schon, was zu tun war.
      Mein Vater Wackar war ein wandernder Pferdehändler, meine Mutter Marie versorgte uns Kinder, die ersten sieben Jahre meines Lebens zogen wir immer herum. Im März ging es los, von Wien weg. Zuerst kaufte mein Vater ein paar Pferde. Es gab damals im 10. Bezirk einen Pferdehandelsplatz, gleich oben am Wienerberg, bei der Spinnerin am Kreuz (nahe towers). Mit den Pferden gingen sie dann zu den Bauern, und die haben ganz gerne bei den Zigeunern gekauft, weil sie wußten, daß die was von Pferden verstanden und stets gute Pferde hatten.
Wir gaben untereinander die Nachrichten weiter, wo die Gendarmen gut oder schlecht waren, die Zigeuner durften ja immer nur 48 Stunden in einem Ort bleiben.
Unsere Familie hatte aber auch einen Heimatschein und einen Gewerbeschein und alle notwendigen Papiere, wir sind ja seit fast 300 Jahren in Österreich ansässig.
Mit uns sind auch oft viele Handwerksburschen gezogen. Wenn die wo Zigeuner sahen, so sind sie gekommen und haben gesagt: »Können wir mit euch bis dorthin und dorthin mitfahren?«, und wir haben sie gerne mitgenommen. Die halfen uns dann bei der Arbeit, reparierten Dinge, und dafür haben sie zu essen bekommen, weil zu essen hat es bei den Roma und Sinti immer genug gegeben
Manche von denen zogen jedes Jahr mit uns, mit einigen bin ich groß geworden. Die haben sogar das Romanes gelernt, was wirklich eine schwierige Sprache ist, manche konnte man dann gar nicht mehr von den echten Roma unterscheiden.
      Wir haben gewußt, daß schon 1939 viele Sinti und Roma in Österreich von den Nazis verhaftet und nach Deutschland in KZ geschickt worden waren, in Österreich waren viele nach Lackenbach gekommen. Für uns war es ein Schutz gewesen, daß wir rechtzeitig von der Wanko-Stätten (treffpunkt im 10.) und von den anderen Zigeunern weggezogen waren. Es war aber nicht einfach für uns, in ein Haus zu ziehen, wir waren feste Wände um uns einfach nicht gewohnt. Besonders meine Mutter hat nichts mit Herd und Ofen anfangen können, sie hat lieber vor dem Haus ein Feuer gemacht und dort gekocht. Das Haus war aber ein Schutz für uns, denn viele Zigeuner, die noch versucht haben zu wandern oder in ihren Wagen gelebt haben, sind bald verhaftet worden und für immer verschwunden.       Anfang 1940 sind mein Bruder und ich wieder einmal auf die Wanko-Stätten gelaufen, wir wollten unsere Oma besuchen. Aber auf einmal waren spanische Reiter mit Stacheldraht rund um die Zigeunerwagen, und wir konnten nicht mehr hinein. Wir sind dann durch den Zaun gekrochen, aber drinnen hatten alle Angst. Als wir sie ein paar Wochen später besuchen wollten, war die Wanko-Stätten leer, die 200-300 Zigeuner mit ihren Wagen, die sonst immer dort gelagert hatten, waren verschwunden. Wir sind nach Hause gelaufen und haben das aufgeregt der Mutter erzählt, und der sind die Tränen gekommen, und sie hat gesagt: »Mein Gott, jetzt haben sie sie abgeholt.« Und sie sind wirklich von der SS abgeholt worden und irgendwo auf dem Weg nach Polen, zwischen Kattowitz und Auschwitz, hat man sie in einem Wald erschossen, den ganzen Stamm, alle unsere Freunde und Verwandten. Wir haben uns für Wochen nicht mehr auf die Straße getraut, gerade daß wir in die Schule gegangen sind. Dort haben wir aber nie Schwierigkeiten gehabt, die Kinder haben uns alle gemocht. Die einfachen Wiener waren immer freundlich zu uns
      /\nfang 1942 wurde dann mein Vater in Wien verhaftet, weil er Zigeuner war.
Er kam zuerst ins KZ Dachau, dann ins KZ Mauthausen und später im Jahr wurde er wieder ins Polizeigefangenenhaus auf der Rossauer Lände zurückgebracht. Zum Verhör, weil er so verzweifelt war, daß er in den Konzentrationslagern alles mögliche erfand, was er in den letzten Jahren gestohlen hätte, damit sie ihn wieder nach Wien zurückbrächten. Schließlich kam er ins sogenannte Zweier Landesgericht am Hernalser Gürtel, und dort sind wir ihn dann einmal besuchen gegangen, er versuchte, mich durch das Gitter zu küssen, aber es ging nicht, die Eisenstäbe waren zu dick.
Dann hat man ihn wieder weggebracht, und ich habe ihn nie wieder lebendig gesehen.
Meine Mutter hat uns die Schachtel dann gezeigt, es war lauter Asche darin und kleine Knochen: »Seht's«, hat meine Mutter gesagt, »das ist euer Vater.«
      Die nächste, die man dann geholt hat, war meine Schwester Kathi
Eines Tages ist sie von der Arbeit nicht mehr nach Hause gekommen und bald haben wir erfahren, daß sie im Zigeunerlager Lackenbach war. Alle Wiener Zigeuner hat man an diesem Tag, es war der 3. März 1943, eingefangen und ins Gefängnis gesteckt. Für uns Kinder war das alles eher lustig, wir haben ja nicht begriffen, was da vor sich ging.
im Lager Birkenau
Links mußten sich die Frauen aufstellen, rechts die Männer. Man kam dann zu zwei SS-Leuten und zu zwei Häftlingen, denen mußte man den linken Arm hinhalten, und dann wurde einem dort die Nummer eintätowiert. Z: - 5742 wurde meine Nummer, ich trage sie heute noch am Arm, Z für Zigeuner, zwei Punkte für Vollzigeuner, ein Punkt wäre Halbzigeuner gewesen und kein Punkt stand für Mischling.
Ich habe an diesem Tag meinen Namen verloren, ich war nur mehr eine Nummer.
Frauen, die nichts zu tauschen hatten als ihren Körper, stellten sich manchmal an den elektrischen Zaun am Russenlager und hoben die Röcke und ließen sich von allen Seiten bewundern, dafür haben die Russen Zigaretten und Brot über den Zaun geworfen. Viele haben es aber nicht ausgehalten und sind in den elektrischen Zaun gelaufen, es gab ein Zischen, es stank, und der Mensch verkohlte zu einem kleinen Klumpen von schwarzem Fleisch.
      Man wußte ja nie, wie man sich diesen Leuten gegenüber verhalten sollte. Irgendeine unbedeutende Bemerkung konnte einen SS-Posten dazu bringen, einen zu prügeln oder zu erschießen, manchmal konnte man aber auch mit Witz und Frechheit und Verzweiflung Dinge erreichen. Alles gab es in Buchenwald im Winter 1944/45. Es gab Kannibalismus unter den Häftlingen, einmal hat ein Häftling versucht, an unserem Feuer ein Stück Fleisch zu rösten, von dem man sehen konnte, daß es Menschenfleisch war. Aber niemand hat etwas gesagt, die Menschen waren zu abgestumpft, und außerdem hatte auch er ein Recht zu überleben.
Weil aber die Alliierten immer näher kamen, wurden wir Anfang 1945 von Buchenwald nach Flossenbürg verlegt. Wir wurden mit dem Zug, mit Lastautos und zu Fuß hingebracht. Es waren Hunderte von Zigeunern dort, und wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir gefühlt haben, daß es jetzt darauf ankommt, nur noch ein paar Monate zu überleben, dann würde das Dritte Reich am Ende sein, und wir wären wieder frei.
Anfang März 1945 wurde das Lager Flossenbürg aufgelöst. Man gab jedem von uns noch eine Handvoll Roggenkörner als Marschverpflegung, und dann führte man die noch marschfähigen Häftlinge auf die Landstraße, immer in Fünferreihen auf den Totenmarsch.
Immer wieder mußte die Marschrichtung der Kolonne geändert werden, um den heranrückenden Amerikanern auszuweichen. Wir marschierten bei Tag in Richtung Regensburg, am Abend setzten wir uns einfach an die Ränder der Straße, es war uns egal, ob es regnete oder schneite, ob der Boden trocken war oder man sich in die großen Wasserlachen fallen ließ, es war egal, weil man einfach zu müde war, um noch etwas zu spüren. Die SS bildete einen großen Kreis um uns, und wer nach dem Kommando: »Niedersetzen!« noch aufstand, wurde ohne Warnung niedergeschossen; es war ihre Art, die Kontrolle über die Häftlinge zu behalten.
      Wir waren nun bereits seit acht Tagen unterwegs und marschierten durch die Oberpfalz Richtung Kamm. Wir bekamen von der SS nun überhaupt nichts mehr zu essen und auch nichts mehr zu trinken, aber zu unserem Glück hatte es in den letzten Tagen geregnet, und wir tranken aus den Wasserlacken von der Straße. Tag um Tag ging es so weiter. Nach etwa zwei Wochen schöpften wir kurz Hoffnung, als einige amerikanische Flugzeuge unsere Kolonne überflogen. Die SS geriet immer mehr in Panik und wurde von Tag zu Tag grausamer und bösartiger. Ich weiß heute nicht mehr, wie wir durch diese Wochen kamen, aber es war deutlich zu sehen, daß wir immer weniger wurden
      Aber noch wurde rings um uns geschossen, und wir stolperten nun einen Berg hinauf, neben uns liefen andere Häftlinge, und plötzlich sah ich unter ihnen einige SS-Wachen in Häftlingskleidern, sie hatten die Häftlinge erschossen und ihr Gewand angezogen und versuchten, so zu flüchten. Etwa auf der halben Höhe des Berges hörten wir nun Maschinengewehrfeuer und warfen uns in einen Graben. Wir konnten nicht sehen, wer da vor uns schoß, und Fredl sagte: »Karl, komm, da hast du einen Stock mit einem weißen Tuch darauf, du bist der Kleinste, auf dich werden sie nicht schießen, geh nachschauen.« Es krachte überall, als ich den Stock nahm und vorausmarschierte.
Auf einmal stand vor mir eine Gruppe Soldaten in fremden Uniformen und die Gewehre im Anschlag. Fredl sagte zu mir: »Du, wir können ja kein Englisch, zeig ihnen deine KZ-Nummer
Ich streifte den Ärmel hoch und zeigte ihnen meine Tätowierung. »You are a prisoner from a concentration camp?« fragte einer
      Die hatten für die Überlebenden des KZ Flossenbürg nicht weit von Rotz auf einem großen Feld ein Lazarett aufgebaut, in dem wir behandelt wurden. Das Faszinierendste für uns waren aber die großen Kessel, in denen das Essen gekocht wurde, wir Kinder konnten stundenlang dabeistehen und den amerikanischen Köchen beim Umrühren zusehen.
Wien war 1946 nicht der beste Ort für zwei halbwüchsige Kinder, und so beschlossen wir nach einigen Wochen, zurück auf unseren Bauernhof in die Oberpfalz zu fahren, immerhin hatte man uns dort anständig behandelt, und zu essen hatte es auch immer gegeben. Es war ein Riesenhallo, als wir wieder nach Rotz kamen, und wie vor unserer Fahrt nach Wien arbeiteten wir wieder am Feld und in den Ställen, bis eine suchmeldung aus Wien kam)
Wir sprangen auf und hatten eine bequeme Fahrt bis an die Demarkationslinie in Linz-Urfahr. Hier wollten wir über die Donau zur amerikanischen Seite wechseln, aber als wir an die Brücke kamen, stand mitten auf der Fahrbahn ein riesengroßer russischer Panzer und der kommandierende Offizier winkte uns zur Seite. Wir konnten zwar hinübersehen zu den Amerikanern, aber die Russen wollten uns nicht durchlassen, keine russischen Papiere, hieß es immer: »Nix da, Karascho.«
Wir versuchten es mit der KZ-Nummer, wir flehten, wir verhandelten: »Nix da, Karascho«, und: »Dawai, dawai.« Irgendwann war ich dann so verzweifelt, daß ich zu meinem Bruder auf Romanes sagte: »Dickga tschorro. Mascha tschi mugell ame kehre de schas.« (Schau, der schlechte Russe läßt uns nicht nach Hause gehen.)
Auf einmal drehte sich der russische Offizier mit einem Ruck um, er kniete sich vor uns auf die Straße und umarmte uns und sagte: »Schawalle, na daran wie me Sim Rom sar du me, me awaw an dei Moskau.« (Kinder, habt keine Angst mehr, ich bin auch ein Rom und aus Moskau.)
Ab da hatten wir gewonnen. Er gab uns einen ganzen Rucksack voll Essen mit und führte uns an der Hand über die Brücke zu den Amerikanern.
Das war unsere Heimkehr. Mit meiner Schwester Mitzi, die später noch kam, waren wir sechs Personen, die übergeblieben waren vom großen Stamm der Bagareschtschi, einem Stamm der Roma-Zigeuner, der vor dem Krieg noch etwa 250 Menschen umfaßt hatte. Außer uns sechs hat keiner unseres Stammes das Dritte Reich überlebt
Unser Anfang in Wien nach dem Krieg war schwer. Anfang 1947 haben wir in der Hohenauergasse gewohnt. Ich war in dieser Zeit öfters im Spital. Durch die brutalen Schläge im KZ wegen der gestohlenen Seife hatte ich Knochenmarkseiterungen bekommen und wurde mit der neuen Wundermedizin Penicillin behandelt, damals noch eine entsetzliche Prozedur, wo einem eine Nadel in den Knochen gesteckt wurde und man stundenlang ruhig liegen mußte, bis alle Infusionen drinnen waren. Auch später mußte ich immer wieder wegen dieser Dinge ins Spital, und 1948 war es so arg, daß ich eine Zeitlang auf Krücken herumlaufen mußte.
Der Mann meiner zweiten Schwester, Kathi, ist auch mit Stoffen hausieren gegangen. Der hat uns einmal auf die Seite genommen und hat zu uns gesagt: »Ihr könnt nicht länger eurer Mutter auf der Tasche liegen. Ich beschaff' euch ein paar Stoffe, und ihr geht auch hausieren.« Am Anfang war es schwer für uns, wir waren ja keine geregelte Arbeit gewöhnt und Ausbildung haben wir wegen des Krieges auch keine gehabt. Bei einem Großhändler im 9. Bezirk haben wir unsere ersten Stoffe gekauft, drei Meter Stoff, gerade genug für einen Anzug. Er war nicht teuer, so um die 60 Schilling alles zusammen.
Die haben wir in eine Aktentasche getan und sind losgegangen. Ich habe mich zuerst nicht in die Häuser getraut und bin den ganzen Tag nur spazierengegangen. Als ich am Abend nach Hause kam, saß mein Bruder schon da, der war ja doch älter als ich und ein bißchen mutiger, der hatte seine Stoffe verkauft. »Wie hast du das gemacht?« habe ich ihn gefragt, und am nächsten Tag sind wir zu zweit gegangen, und er hat mir gezeigt, wie es geht. (anm das findest du im buch)
Schließlich haben wir jeden Tag ein paar hundert Schilling verdient, das war viel Geld für diese Zeit.
Ich habe meiner Frau dann das Hausieren beigebracht. Am Anfang hat sie sich nicht getraut, sie hat immer gesagt: »Wie soll ich das machen?« und war sehr ängstlich. Also habe ich ihr eines Tages zwei Stoffe gekauft, habe sie ihr in die Hand gedrückt und bin mit ihr in den letzten Stock eines Mietshauses gegangen. Ich habe an der Woh-nungstüre angeläutet und bin dann schnell die Stiegen hinuntergelaufen. Sie stand nun allein vor der Tür und mußte schauen, wie sie zurechtkam. Nach zehn Minuten war sie total glücklich wieder herunten auf der Straße und hat beide Stoffe verkauft gehabt. Was sie aber nicht wußte, war, daß die Frau in der Wohnung eine Bekannte von mir war und ich ihr am Tag vorher das Geld gegeben hatte und ihr gesagt hatte, was sie zu tun hatte. Die hat ihr eine tolle Komödie vorgespielt, hat hart mit ihr gehandelt und am Ende natürlich gekauft. Meine Frau konnte es gar nicht fassen, wie viel sie in den paar Minuten verdient hatte und drängte mich, gleich weiterzumachen. Ab dem Tag hat sie ganz toll verkauft, sie war fast besser als ich.
Wir haben einen Perser gekannt, der hat zu uns gesagt: »Ich gebe euch ein paar Teppiche in Kommission, versucht sie zu verkaufen.« Wir haben am Anfang ein bißchen daran gezweifelt, daß wir das können, aber bald haben wir gemerkt, daß das Geschäft läuft. Wir haben zum Beispiel einen Teppich um 2.000 Schilling bekommen und um 4.000 verkauft, das war natürlich ein ganz anderer Gewinn als mit den Stoffen und Vorhängen, da kam nun eine Menge Geld in Bewegung. Wir haben immer mehr umgesetzt auf den Märkten, aber bald hat man schon gesehen, daß auf den Märkten auch nicht das reiche Publikum zu Hause ist. So haben mein Bruder und ich uns einen Laden in Wien gemietet, im ersten Bezirk in der Goldschmiedgasse, und haben dort einen Teppichhandel angefangen. Bald kauften wir selbst in Persien ein, weil die Zwischenhändler alle Halsabschneider waren; sie haben den Gewinn gehabt und wir die Spesen.
      Ein wenig nördlich von Rom sahen wir am Strand eine Menge Zigeunerwagen stehen und stellten uns dazu. Die italienischen Zigeuner waren freundlich, und als sie draufgekommen waren, daß wir auch Zigeuner waren, luden sie uns ein mitzufahren. Aber ich sah schon, das wird nichts, ich konnte einfach in der Primitivität nicht mehr leben, ich brauchte warmes Wasser, eine anständige Toilette, einen Herd und was sonst noch so dazugehört zur Zivilisation. Vielleicht ist das die furchtbarste Rache Hitlers an uns Zigeunern, in seinen KZ wurden wir geschliffen und erzogen, die Traditionen wurden gebrochen, das Zigeunerleben hat er uns ausgetrieben. Damit hat er uns unsere Kultur und unsere Identität weggenommen, so seltsam es klingt, aber die größte Barbarei der westlichen Kultur hat uns nichts anderes übriggelassen, als uns dieser Kultur auf Gedeih und Verderb zu ergeben. Ich bin ziemlich ernüchtert nach Wien zurückgefahren. In der Gumpendorfer Straße kaufte ich ein eigenes Geschäft, das wir bis 1968 betrieben, dem Jahr, als wir nach Amerika gingen.
      Was wir bald merkten, war, daß man als Zigeuner in den USA niemals so schief angeschaut wird wie in Europa. Es gibt viele Roma und Sind in Amerika, überall leben sie, sie haben schöne Häuser und sind in die Gesellschaft aufgenommen. Sie leben mitten in den amerikanischen Gemeinden, angesehen und geachtet und nicht am Rand der Städte und Dörfer, wie in Österreich oder Deutschland.
Nachdem Isabella, Robert 14 Tage in Amerika waren, schrieb ich die Kinder in der Schule ein, die nicht weit von unserem Haus war. Die Kinder waren zwar nicht begeistert und sie sagten: »Was sollen wir in der Schule, wir verstehen ja kein Wort Englisch?« Aber es nützte nichts, am ersten Tag ging ich mit ihnen zur Schule und erklärte der Lehrerin das Problem. »Don't worry«, sagte sie, und als ich die Kinder nach der Schule abholte, hatten sie schon Freunde und es gefiel ihnen eigentlich ganz gut. Nach ein paar Tagen sprachen sie besser Englisch als ich nach meinen drei Monaten in Amerika.
1973 kamen wir aus Amerika wieder nach Österreich heim, wirklich heim, nicht einfach zurück nach Österreich. Ich fing nun richtig an zu malen, schöne bunte Bilder auf Leinwand und in Öl, die meisten habe ich heute nicht mehr, ich habe sie verschenkt an Freunde und Bekannte. Eines Tages kam ein Mann zu mir ins Geschäft, schaute sich die Teppiche an und sagte, daß er Maler sei und ob ich ihm nicht einen Teppich gegen ein Bild von ihm eintauschen würde. Ich erzählte ihm, daß ich auch malte, und zeigte ihm einige meiner Bilder. Es war das erste Mal, daß jemand außerhalb meiner Familie sie zu sehen bekam, und er war ganz begeistert davon. So bin ich dann auch zu einigen Ausstellungen gekommen, im alten Rathaus in Wien, in der Virgilkapelle, und nun werden meine Bilder auch in Amerika ausgestellt, im Holocaust Memorial Museum in Washington.
Mit dem Alter sind auch die Ehrungen gekommen. Begonnen hat es mit dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, das mich befragt hat; ich wurde in die verschiedensten Vereine und Institutionen eingeladen, um als Zeitzeuge über meine Jugend und mein Leben zu sprechen.
Besonders berührt haben mich zwei Ereignisse. Bei der Eröffnung des Holocaust Memorial Museum in Washington wurde ich eingeladen, stellvertretend für die Zigeuner dieser Welt eines der ewigen Lichter dort anzuzünden, eine große Ehre für mich und ein Gedenken für alle durch die Nazis ermordeten Zigeuner. Und ein Jahr später empfing mich der Papst jo paul2, sprach mit mir über die Zigeuner und sagte uns seine Unterstützung zu beim Kampf um das Überleben unseres Volkes.
Auschwitz und die Nazis habe ich nie vergessen können, aber mit der Zeit sind die Bilder aus meiner Jugend in meinem Kopf verblaßt......weil es notwendig ist, daß alle Menschen erfahren, was man im Dritten Reich mit den Zigeunern gemacht hat.

ein typisches Romano-Essen. Es ist sehr einfach zuzubereiten. Man nimmt einen großen Topf halb voll mit Wasser, zerschneidet zwei Hühner, gibt 1-2 kg Kartoffeln dazu, 3-5 schöne Tomaten kommen hinein, Salz, Pfeffer und Gewürze, und dann läßt man es langsam kochen.
zitiert aus Auf der ganzen Welt zu Hause: das Leben und Wandern des Zigeuners Karl Stojka / Karl Stojka; Reinhard Pohanka© 1994 Picus Verlag





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gegn nazis links keine freiheit den feindn da freiheit

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