"Volkstümliche
Namen: Azalla, Azallü (Assyrisch), Bandsch, Bang, Banj, Bengali, Bengue,
Bhamgi (Tamil), Bhang, Bhanga, Black prince, Bota, Can xa, Cänamo de
India (Spanisch), Canapem indiana (Italienisch), Canhamo, Canhamo da India, Caras,
Charas, Charras, Churrus, Dona Juanita, Gai ando (Vietnamesisch), Ganajä,
Ganca, Ganja, Gangue, Gänzigünu (Assyrisch), Garda (Kashmiri), Ghariga,
Ghee (»Butterschmalz«), Gunjah, Haschischpflanze, Hemp, Hierba santa
(Spanisch »heiliges Kraut«), Indian hemp, Juanita, Jvalana rasa,
Kamashwar modak, Kancavu, Kancha, Kerala grass, Keralagras, Kimbis (Mesopotamien),
Konopie indyjskie, Kumari asava, La amarilla, La mona, La Santa Rosa (»die
heilige Rose«), Lai chourna, Liamba, Madi, Maguoon, Manali, Maria Rosa,
Marihuana, Marijuana, Mariquita, Mazar-i-sharif, Menali, Misarai, Mustang gold,
Parvati, Qunnab, Qunubu (Assyrisch), Ramras, Rosamaria, S anta rosa,
Shivamuli, Siddhi (Bengali »wunderbare Fähigkeit«), Soft hemp,
Tarakola' The herb, True hemp, Utter, Yaa seep tit (Thai »Droge«),
Vijaya (Sanskrit »der Sieger«), Zacate chino Viele dieser
Namen werden auch für Cannabis sativa und Hanfhybriden benutzt"
zitiert aus Christian Rätsch Enzyklopädie
der psychoaktiven Pflanzen Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen A T
verlag | |
Geschichtliches: Wann der Indische Hanf kultiviert wurde,
wann er zum erstenmal als Nutz-, Heil- und Genußpflanze verwendet wurde
und wo der Beginn seines rituellen Gebrauches liegen, ist bisher nicht eindeutig
geklärt Worden (ABEL 1980, MERLIN 1972, SCHULTES 1973).
Sehr wahrscheinlich wurde er schon in prähistorischen Zeiten im Industal
und in Mesopotamien verwendet. Seine psychoaktive Wirkung war von Anfang an bekannt
und wurde sowohl rituell wie auch medizinisch genutzt. Manche Autoren glauben,
daß die arische Wunderdroge Soma als Cannabis indica zu deuten sei
(BEHR 1995).
Die Entdeckung pharmakologisch wirksamer Pflanzen
wird im allgemeinen den Schamanen zugeschrieben, so auch die Entdeckung des Hanfes
und dessen vielfältiger Verwertbarkeit (MERLIN 1972).
Er wurde schon im Neolithikum in Zentral- und Ostasien benutzt. Von dort
stammt auch unser Wort »Schamane«. In der tungusischen Sprache bezeichnet
shaman den heilenden und prophezeienden Bewußtseinskünstler
(SEBODE und PFEIFFER 1988 ). Der früheste
literarische bzw. ethnohistorische Beleg für Hanf findet sich in schamanistischen
Texten aus dem alten China (Li 1974a und 1974b).
In Indien ist er seit 1400 v. Chr. als Medizin dokumentiert.
In Nordindien und im Himalaya wird der Hanf seit prähistorischer Zeit im
Schamanismus, im Tantrakult, im Yoga sowie in der Zauberei eingesetzt. Diese Verwendung
ist z.T. heute noch lebendig (CHOPRA und CHOPRA 19*57, SHARMA
1977). »Der großen Täuschung dessen, was wir wissen,
begegnest DU schrecklich, Bhairava,blutig baumeln die Köpfe der Hoffnung
um DEINE Lenden. Ich grüße DICH, der DU als ersten Samen den des Ganja
in die Erde senktest, aus dem meine Ahnung von DIR wächst. Der Herr der Verbrennungsplätze,
mein Rauch möge grenzenlos sein wie DU, Uma [= Unmatta Bhairava]. Meine hanfroten
Augen nach innen senkend lebe ich DICH im Rausch, und die Welt habe ich hinter
mir gelassen. Born Shankar! DIR zu Ehren hebe ich meine Dschillum an meine Stirn,
um in DIR aufzugehen. Om nama Shiva! «Nepalesische Hymne an Shiva
(15. Jh.)
....Sehr einflußreich wurden die Studien des französischen
Psychiaters Moreau de Tours (1804-1884) sowohl in medizinischer wie auch in kultureller
Hinsicht (SCHARFETTER 1992). Durch seine Publikation wurden
eine Reihe von Künstlern, Dichtern und Bohemiens dazu angeregt, in Paris
den Club de Hashishins, den »Veren der Haschischesser« zu .gründen
(HAINING 1975, MÜLLER-EBELING 1992b). Zu dieser Zeit
kursierten in Marseille auch die berühmten Orientalischen Fröhlichkeitspillen.
Aubrey
Beardsley (1872-1898), einer dergroßen Künstler des Jugendstils, hat
sich Zeit seines kurzen Lebens von Hanf inspirieren lassen. Er bezeichnete das
damals in der Apotheke erhältliche Warden's Extract of Cannabis indica als
»meine geistige Nahrung« (BEHR 1995: 185).
Aber auch andere Maler haben sich durch Hanf inspirieren lassen. Picasso
kannte das Haschisch gut und war der Meinung, daß es fröhlich mache
und die Phantasie anrege; Alfred Kubin erfuhr die Wirkung hingegen auf
einer existentiellen Ebene und sah sich gezwungen, seine Haschischvisionen künstlerisch
umzusetzen (BEHR 1995:208f., 244f.). | |
»Das aus Yoghurt, Wasser, Honig, Pfeffer und Hanfblüten
hergestellte Getränk bhang lassie (thandai, poust, siddhi, ramras)
symbolisiert den heiligen Ganges und ist auch im heutigen Indien für
Pfennigbeträge überall erhältlich. Es wird von Pilgern wie Teilnehmern
von Hochzeiten und Tempelfesten gleichermaßen verehrt. Wird Bhang Alkohol
zugesetzt, heißt es loutki; wurde bei der Zubereitung zusätzlich
Opiumtinktur benutzt, nennen die Inder das Getränk mourra.
Die
Schamanen des Himalaya trinken Bhang, um selbst in die für ihre Heilrituale
erforderliche Trance oder Ekstase zu verfallen. Sie opfern Bhang an den phallusgestaltigen
Shivaheiligtümern (heilige Steine, Lingarms). Durch das Opfer bewegen sie
die Heilkraft des Gottes, denn niemand liebt den Hanf und den Hanfrausch so sehr
wie Shiva selbst. Der berauschte Gott sendet seine Heilkraft aus, die durch
den Schamanen kanalisiert und auf den Kranken übertragen wird. Obwohl bei
den schamanischen Heilbehandlungen meistens nur der Schamane Ganja raucht oder
Bhang trinkt, werden Hanfpräparate von ihnen auch medikamentös eingesetzt.
Der Shiva geweihte Schamane kann durch das Hanfrauchen - dank seiner Begabung
eine besonders wirksame heilige Medizin herstellen: »Das Rauchen
ist eine Entwerdung, eine Auflösung, ein Todesvorgang. In diesem kleinen,
kreisenden Scheiterhaufen verbrennen die Hüllen der Täuschung, die uns
umwinden, zu Asche. Die faulenden Leichen unserer Vergehen, die Kadaver des
alten Karmas schmoren darin und werden zu schneeweißer Asche verwandelt...
Der Riegel zum Tor des >Übersinnlichen< zerschellt; die dämonische
Schar Shivas, die ätherischen Bilder der Naturgewalten und Seelengestalten
tanzen vor den Augen des Geweihten. Die Toten erscheinen und die Götter!
In absoluter Versunkenheit sitzt Shiva auf dem Heilsberg Kailash, dem Schneeberg,
dem Ascheberg. (...) Nachdem das Chilam vollständig zu Ende geraucht und
die Meditation verflossen ist, nimmt er die Asche und reibt sie sich auf die Stirn,
oder er nimmt es als Prashad auf die Zunge, denn das heilige weiße Pulver
gilt als die beste Medizin.« (STORL 1988: 204, 205*)
Bhang, mit Eiscreme vermischt, ergibt das besonders in Nordindien beliebte
gulfi, auch hart gulfi (grünes Eis).« (HAAG
1995: 78) Manchmal werden die Blätter auch nur mit Wasser oder
Milch getrunken; solche Getränke dienen der Erfrischung und heißen
thandai (MORNINGSTAR 1985). Mit Ganja läßt
sich auch Bier brauen (ROSENTHAL
1996). Für tantrische Rauchmischungen werden manchmal Hanfblüten
(Ganja) mit Kobragift getränkt. Das kristalline Kobragift - die Kobra
ist ein heiliges Tier und Symbol des Shiva - wird mit zerkleinerten Hanfblüten
oder Haschisch vermischt und im Chillum geraucht. | | Auf
der karibischen Insel Jamaika steht der Indische Hanf im Zentrum des Rastakultes
(Rastafari). Er ist erst in diesem Jahrhundert entstanden und soll seine Wurzeln
in Äthiopien haben. Der Reggae ist die Ritualmusik der Rastas; ihr Sakrament
ist der Hanf (ganja). Ein Rastaführer faßt die kulturelle Bedeutung
des Hanfs so zusammen: »Wir benutzen dieses Kraut als Medizin und für
spirituelle Erfahrungen. Es hilft uns, Krankheit, Leiden und Tod zu überwinden
... Wir benutzen unser Kraut in unserer Kirche - als Weihrauch für Gott,
so wie die Römisch-Katholischen Weihrauch in ihrer Kirche benutzen. Wir verbrennen
unseren Weihrauch, um unseren Gott durch spirituelle Erfahrung zu verehren ...
Es gibt uns spirituellen Trost, wir preisen Gott in Frieden und Liebe, ohne Gewalt
... Wenn wir deprimiert sind, wenn wir hungrig sind, rauchen wir unser kleines
Kraut, und wir meditieren über unseren Gott. Das Kraut ist für uns
ein wahrer Trost.« (zit. in KITZINGER 1971: 581)
In der Rastafarigemeinde hat der erste Rausch, ausgelöst durch Ganjarauchen,
den Charakter einer Einweihung oder Initiation. Der junge Raucher soll eine Vision
empfangen, die ihn als vollwertiges Mitglied der Rastagemeinde auszeichnet und
ihm den Weg durch sein Leben offenbart (RUBIN und COMITAS 1976). »Ganja
ist die am stärksten geteilte Erfahrung unter den Brüdern« (Gs-BRE-SELASSIE
1989: 156). Die Rastas lehnen übrigens Alkohol
ab. Er darf nur als Lösungsmittel für Ganja benutzt und in
Heilmitteln konsumiert werden. Der Alkoholrausch gilt als verwerflich, schädlich,
aggressionsfördernd und asozial (BLÄTTER 1990 und 1993).
"Die
Wirkung von Cannabis-Produkten wird wesentlich durch den Hauptwirkstoff THC
gesteuert. Das THC hat euphorisierende, stimulierende, muskelentspannende, antiepileptische,
brechreizmindernde, appetitsteigernde, bronchienerweiternde, blutdrucksenkende,
Stimmungsaufhellende und schmerzhemmende Wirkungen. Das Cannabidiol (CBD)
hat keine psychoaktive Wirkung, ist dafür sedierend und schmerzhemmend. Cannabinol
(CBN) ist leicht psychoaktiv, aber vor allem augeninnendrucksenkend und antiepileptisch
wirksam. Cannabigerol (CBG) ist nicht psychoaktiv, dafür beruhigend,
antibiotisch und ebenfalls augeninnendrucksenkend. Cannabichromen (CBC)
wirkt beruhigend und fördert die schmerzhemmende Wirkung des THCs (GROTEN-HERMEN
und KARUS 1995: 7) zitiert aus Christian
Rätsch Enzyklopädie der psychoaktiven
Pflanzen Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen A T verlag | |